WALKING NORTH GIRLS
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Unterwegs nach Abisko zwischen Mücken, Massen und Malerisch schön

31/7/2016

4 Comments

 
Von Saltoluokta geht's ein Stück weiter mit dem Boot. Danach rüsten wir uns um wieder über die Baumgrenze zu steigen. Das Boot ging erst am späten Morgen, so quälen wir uns bei 30 Grad Mittagshitze den Berg hoch. Selbst die Schweden sagen, dass die Wärme ungewöhnlich ist. Aber keine Sorge, wir reden hier nicht über Höhenunterschiede wie in den Alpen. Sondern nach 400 Höhenmetern stehen wir im baumlosen Fjäll. Wir sind trotzdem froh oben zu sein, denn das heisst weniger Moskitos, tiefere Temperaturen und schönere Aussicht. Nach ca. 8 km merken wir, wie klein die Welt ist: Mitten im schwedischen Gebirge, hören wir eine Stimme "Danni" rufen. Wir reagieren erst nicht, das kann ja nicht sein. Aber tatsächlich treffen wir Kathrin, eine Bekannte, die Danni schon ewig nicht mehr gesehen hat. Verrückt.
Nach vier Stunden kommen wir erschöpft wieder an einen See und histen die weisse Flagge. Das Zeichen für den Hüttenwart der Teusajaure uns am Ufer mit dem Boot abzuholen. Die Überfahrt ist kurz aber sehr schön, da der See von hohen Bergen eingefasst ist. Angekommen und Stockbetten bezogen, eilen wir sofort in die Sauna. Es ist zwar total heiss aber in der Sauna können wir uns waschen. Den Abend sitzen wir mit der Schwedin Betty mit einem Bier am See. Ein wunderbarer Augenblick.
Am nächsten Morgen geht es wieder Bergauf. Heute gehen wir die 25 km bis zur Singi Hütte. Der Weg führt uns über steinige Wege und kleine Flüsse. Unsere Füsse brennen in den letzten beiden Stunden. Grundsätzlich ist es ja so, dass fast immer irgendwo was weh tut. Andere Wanderer geben uns bestimmt recht, dass die letzte Stunde - egal wieviel Kilometer zurückgelegt werden müssen - oft eine Qual ist. Wahrscheinlich weil der Kopf schon am Ziel sein will. In Singi angekommen, verkriechen wir uns in die Hütte. Waschen geht im Fluss, was grundsätzlich kein Problem ist. Der Ort liegt wunderschön aber auch an einem stillen Gewässer. Mückenschwärme zwingen uns so zu einer Katzenwäsche mit Wasserschüssel im 8 Bett Zimmer. Nach dem anstrengenden Tag träumen wir beim obligatorischen Nudelessen von einem SPA mit Whirlpool, Massagen und kühlen Drinks. Die Nacht ist kurz aufgrund von laut schnarchenden Zimmergenossen.

​Die nächste Etappe führt uns 13 km zur Sälka-Hütte. Eigentlich wollen wir weiter, beschliessen aber hier zu bleiben. Der Hüttenwirt begrüsst uns mit "Welcome on the Hiking Highway." Oh Mist, es gibt sie also wirklich die Wanderautobahn. Wenn es schon ein Hüttenwirt so benennt, muss ja was dran sein. Bei der Hütte laufen viele Wanderwege zusammen. Hier durchläuft der Kungsleden die meist begangene Route via den höchsten Berg Schwedens Kebnekaise. Die über 65 Schlafplätze werden jetzt minütlich vergeben. Wir sitzen mit Regenjacken und unseren G-1000 Fjällräven Hosen draussen - da kommen die Stachel der Moskito nicht durch. Wir beobachten die Szenerie: Menschen aus allen Teilen der Welt kommen mehr oder weniger fit bei der Berghütte an. So vielseitig wie die Nationalität, ist auch die Ausrüstung. Von Turnschuhen, Gummistiefeln und Hochgebirgs-Tretern ist an Schuhwerk alles dabei. Manche Hiker schleppen 40 kg, andere nur 10 kg. Mutige trotzen mit Hotpants den Mücken, andere schützen sich mit Gaiters und Ganzkörpernetzen. Viele brechen spätestens hier ab, wie der Hüttenwirt erzählt. Anscheinend unterschätzen viele den Weg und überschätzen ihre Physis.
Die Nacht verbringen wir mit sechs Leuten auf sechs Quadratmetern. Die Fenster haben keine Mückennetze und bleiben daher geschlossen. Nachdem die Raumtemperatur auf Wüstenniveau angestiegen ist und sich die Schnarcher melden, flüchtet Danni mit Schlafsack auf den Küchentisch. Aber da bei so vielen Menschen, immer einer aufs Klo muss, verbringt sie eine weitere schlaflose Nacht. Apropos Klo, es erübrigt sich genauer zu beschreiben, wie die Plumsklos bei diesen Menschenmasse und warmen Temperaturen riechen.

​Aber wir wollen nicht meckern, sondern lieber handeln. Wir müssen so schnell wie möglich nach Abisko. Ab hier soll es einsamer werden. Wir werden dann auch wieder im Zelt schlafen, was uns unabhängiger macht. Und eins soll gesagt sein: Die Natur mit den Farbkontrasten und dem Spiel zwischen Fels, Grün und Wasser ist bemerkenswert schön und in den Alpen sind die bekannten Wege genauso voll.
Trotzdem gehen wir am nächsten Tag zwei Etappen auf einmal, überqueren den höchsten Punkt des Kungsleden, durchwaten Flüsse, kraxeln kilometerlange Steinpassagen um nach 27 km auf dem Zahnfleisch bei der Alesjaure Hütte anzukommen. Betty ist schon da und hat für uns drei ein Vierbett-Zimmer reserviert. Perfekt. Hier können wir uns nach dem obligatorischen Saunaritual duschen und es hat einen Hüttenshop mit kaltem Bier. Es ist hier zwar auch voll aber es gibt mehrere Hütten. Unsere Wanderwelt könnte jetzt wieder Rosarot sein. Aber Nicole liegt plötzlich mit 40 Grad Fieber und Magenkrämpfen im Etagenbett. Die Angst holt uns ein. Ist es wieder eine Gallenkolik? Das Fieber geht aber schnell runter aber es bleibt die Magen-Darm-Problematik. Die ganze Nacht und auch am Folgetag, den wir beschliessen zu pausieren, sitzt sie mit einem Schal als Atemschutz im Plumsklo-Häuschen. Am Morgen geht es Nicole nur wenig besser, die 28 km bis Abisko kann sie nicht laufen. In den letzten Tagen haben wir immer wieder Leute beobachtet, die sich mit den Helikopter abholen liessen. Wir entdecken, die Preise sind im Vergleich akzeptabel. Als Danni noch ein Paar aus der Nähe von Frankfurt trifft, die auch schnell ins Tal müssen, treffen wir spontan die Entscheidung, unsere Wanderung mit einem Helikopter-Flug zu bereichern. So fliegen wir über das schwedische Gebirge in 12 Minuten hinunter nach Abisko. Die Aussicht ist der Wahnsinn.
Abisko ist von Wasser und Bergen umgeben. Hier starten die meisten Wanderer ihre Tour auf dem Kungsleden. In dem kleinem Ort wimmelt es vor Menschen. Die Preise sind entsprechend gesalzen aber nichtsdestotrotz: wir geniessen unser Doppelzimmer mit fliessend Wasser und eigenem WC. Hier werden wir nun ein paar Tage bleiben. Nicole geht es schon viel besser und wir planen unsere nächsten Wandertage auf dem Wanderweg Nordkalottleden, der uns durch das Dreiländereck Schweden, Norwegen und Finnland führt.

Luftlinie Abisko - Nordkap: 400 km.
​
Bild
Regenbogen über Abisko
by Danni
4 Comments
Achim Köln
2/8/2016 19:56:32

Hallo Nicole, Hallo Danni,
schon interessant von euch zu lesen. O.k. Norwegen hat mir besser gefallen, vielleicht liebe ich das Land noch etwas von früher. Was ich bewundere, und was ich gleichzeitig nicht verstehe, wie man solche Kraft und mentale Stärke aufbringt. Ihr habt jetzt jeden tag Millionen Gesellschafter, die lieben durstigen Mücken, die euch gerne auch bei der Körperpflege begleiten, ihr beschwert euch nicht, ihr macht das Beste darauf. Und dann die doch etwas sehr einfachen Übernachtungsmöglichkeiten und die netten Plumps Klos.
Da ich ja schon öfters geschrieben habe, bin ich jetzt mal frech wegen den gesundheitlichen Problemen und frage, Habt ihr es nicht etwas mit der Strecke und dem mentalen Druck übertrieben, möglichst weit nach Norden zu kommen? Egal was ich macht, egal wie ihr euch entscheidet, viel Glück bei allem. Ich bin ehrlich das was ich jetzt gelesen habe, würd ich wohl nicht für Geld und gute Wort machen. Tolle Bilder, toller Flug mit dem Hubschrauber und mehr als meine Anerkennung für eure Leistung.
Der Achim aus Köln

Reply
Olof
7/8/2016 13:05:39

Viel Glück, es war sehr interessant, Euch zu treffen in Singi, Sälka und beim Frühstück in Abisko
Grüsse,
Olof und Sebastian (aus Schweden)

Reply
Deborah
8/8/2016 17:48:01

Hi ihr beiden,
Als ich das gelesen habe konnte ich es kaum glauben, daß wir uns um ein paar Tage verpasst haben. Wir waren das Wochenende vor euch dort und sind am Dienstag wieder abgereist. Wir haben einen Roadtrip mit Zelt durch Schweden gemacht und das war unser nördlichstes Ziel. Leider konnten wir nur einen kleinen Teil vom kungsleden laufen aber mit Linus sind mehrtägige Touren noch nicht so drin. Wünsche euch weiterhin eine tolle Zeit und viel Kraft.
Lg Deborah

Reply
Betty the Swede
9/8/2016 23:44:24

Hi my dear,
Google translate makes this a very funny read. Just wanna let you know I'm thinking of you and wishing you all the best on your journey. Wishing I could have been there at Nordkap cheering you on. Best of luck! Hope there's less mosquitos further north...

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