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Kvikkjokk bis Saltoluokta - wandern durch ein mentales Tief

30/7/2016

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In Kvikkjokk es geht weiter auf dem Kungsleden, mit Ziel Abisko. Hier sehen wir einige NewHiker. Ohjeee wird es nun voll? Gibt es doch sowas wie eine Hikerautobahn? Wir wollen noch bis zur ersten Hütte, nach Parte, 16 km. Nach 2 Stunden hören wir uns fluchen. Was für ein Weg!!! Tausend Steine und Wurzeln gilt es zu übersteigen, zu umrunden oder auf ihnen hin und her zu hüpfen! Und als wäre das nicht genug, noch die tausenden von Moskitos die uns liebend gern als Blutspendende Opfer hätten. So stapfen wir durch den Wald mit Netz über dem Kopf. Unsere Laune sinkt dramatisch und wird auch nicht besser als wir in der Hütte angekommen sind. Die Hütte liegt schön an einem See. Aber keine Chance, da zu baden. Die Moskitos würden uns auffressen!
Wir sind nun definitiv nicht mehr allein unterwegs. Viele Sind mit Zelt unterwegs und campen um die Hütte herum. Als Abends um 21 Uhr noch zwei total erschöpfte Japanerinnen eintreffen, ist uns klar: wir wird voller.
Auch am nächsten Tag ist unsere Stimmung im Tiefflug. Soll das jetzt so weiter gehen? Der Stugwart der Hütte hat uns erklärt, dass die Wege wegen der vielen Leute so abgelaufen sind und darum die ganzen Steine und Wurzeln herausragen.

Die Natur ist schön, wirklich. Aber wir können es gerade nicht so geniessen. Ein mentals Tief hängt in unseren Köpfen. Wir laufen ohne viele Worte, jede in Gedanken versunken. Bevor es zur nächsten Hütte geht, müssen wir einen See überqueren. 3 km rudern, wenn man Pech hat sogar 9 km. Warum? Es gibt drei Boote. An jeder Seite muss immer mindestens eines stehen. Wenn nur eines da ist, müssen wir erst rüber rudern. Ein zweites Boot anbinden und zurück rudern. Dann ein Boot dort lassen und wieder zurück rudern.

Als wir am Ufer ankommen, ist kein Boot da. Das heisst, es ist gerade wer unterwegs. Ein paar Minuten später kommt einer mit dem Boot angerudert. Ok, ein Boot. Würde für uns heissen; drei mal rudern. Eine halbe Stunde später kommt noch ein Ruderer. Cool, jetzt müssten wir nur ein Mal rudern. Danni will, Nicole nicht. Denn sie hat gesehen, dass in einer knappen Stunde ein Motorboot fährt. Wir entscheiden uns für das Motorboot und Danni geht stattdessen schwimmen. Wenig später kommt wieder ein Ruderboot, das dreht sich immer wieder im Kreis. Als er ächtzend an uns vorbeirudert, will Nicole ihn motivieren und ruft ihm ein: "you will do it!!" zu. Der Arme packt sich ein zweites Boot und rudert damit wieder los. Das sieht noch schlimmer aus und wir fragen uns, warum er sich das antut. Es fährt ja bald ein Motorboot.
Ein Same holt uns pünktlich ab und bringt uns für umgerechnet 20 Euro auf die andere Seite. Wir flitzen an dem italienischen Kreisruderer mit den zwei Booten vorbei. Er ruft uns zu: " it' s my first time" ( ich rudere zum erstenmal) "oh yes. We can see! " Und alle müssen lachen.
Bei der nächsten Hütte angekommen, fragt uns die Stugwartin, ob wir noch ins Delta wollen. Das Delta soll besonders schön sein. Doch wir verneinen. Ah, dann wollt ihr bestimmt auf den Berg Skiff? Das ist ein Berg, von dem man eine grandiose Aussicht auf das Delta haben soll. Auch das verneinen wir. Sie schaut uns stirnrunzelnd an. Wir wollen kein Sightseeing, wir wollen nur weiter Richtung Norden. Manche mögen nun sagen: sind die bekloppt? Lassen die Hotspots einfach links liegen. Ja, richtig. In dem Moment fühlen wir uns nicht danach. Unser Geist muss sich immer noch daran gewöhnen, dass nun viele Wanderer unterwegs sind. Für uns gerade etwas zu viel Trubel. So verkriechen wir uns in die Hütte. Ein sympathischer Franzose hat sich ebenfalls hier versteckt und so schweigen wir harmonisch beim Abendessen.

Am nächsten Tag geht es nur 9 km. Da die nächste Etappe 22 km lang ist, müssen wir den kurzen Tag einlegen. Zudem wird es dort weniger Leute haben, da die Hütte für Camper nicht attraktiv sein soll. Wir erklimmen die gut 500 Höhenmeter in Rekordgeschwindikgeit und geniessen oben angekommen einen Moskito freien Kaffee. Drei Männer mit riesen Rucksäcken kommen uns entgegen. Wir hören, dass sie deutsch sprechen und fragen wohin es mit solch grossen Rucksäcken denn geht. Ihre Antwort: "in den Sarek!" Ahja, das ist ja hier. Der Kungsleden führt ein kleines Stück durch den Sarek. Der Sarek ist ein Nationalpark, indem keine Hütten sind. Vor unserer Tour las ich einiges über den Sarek in verschiedenen Internetforen. Besonders bei Deutschen und Schweizern scheint dieses Gebiet hoch im Kurs zu sein. Wir treffen später noch einige mit schweren Rucksäcken, zotteligen Bärten und einem grossen Messer im Schafft, welche auf dem Weg in den Sarek sind. Das lustige daran ist, dass sie nicht einfach sagen:"wir gehen in den Sarek Nationalpark." Sondern betonen den Namen Sarek, als wäre es die letzte Wildnis auf Erden. Fragen wir jedoch Schweden nach dem Sarek, betonen sie auch wie schön es dort sei, aber gefährlich oder einsam? Nein, nun wirklich nicht;-)
Auf 13 Uhr haben wir eine Bootsüberfahrt bestellt. Als wir eine Stunde zufrüh am Steg ankommen, sind da bereits eine dänische Mutter mit ihrer Tochter. Sie kochen gerade Kaffee und laden uns zu einem ein. Pünktlich holt uns wieder ein Same mit seinem Boot ab und wir fahren gemütlich an das andere Ufer. Seine Frau hat gerade Fladenbrot gebacken, von welchem wir natürlich gerne was mitnehmen. Bei der Hütte geniessen wir die Ruhe und das Alleinsein. Zumindest für ein paar Stunden bis weitere Wanderer gegen Abend eintreffen. Eine deutsche Vater-Sohn Truppe mit einem sixpack Bier findet sich noch ein und wir lauschen gegenseitig von unserern Erlebnissen.

Spät Abends kommen zwei Schwedinnen, Ulrika und Betty. Am nächsten Morgen machen wir uns auf die 22 km bis Saltolukta, einer Fjällstation mit Hotel und Restaurant. Dort treffen wir auf Betty und Ulrika und beschliessen spontan zusammen ein Zimmer zu nehmen. Da wir schon viel über das Abendessen im Hotel gehört haben, wollen wir dies natürlich testen. Wir werden an einen Tisch gebeten und lernen neben einem weiteren schweizer Vater-Tochter Gespann, noch Bertrand und Lucille aus Grenoble kennen. "The french couple" wie wir sie später nennen, treffen wir ab nun fast täglich! Die beiden sind super lustig und genau so verrückt wie wir. Denn sie haben ihre Wohnung aufgelöst, die Jobs gekündigt und reisen nun 1 Jahr um die Welt, oder sollten wir besser sagen, wandern um die Welt! Bonne Route!
by Nicole
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