WALKING NORTH GIRLS
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Trondheim ist erreicht und es geht weiter.

10/7/2016

7 Comments

 
Nachdem wir Stefan und Kathrin verabschieden, meldet sich Ines, eine Österreicherin per Facebook bei uns. Sie war erst zu Fuss auf dem sogenannten NPL unterwegs (Norwegen der Länge nach durch wandern). Nach zwei Wochen schmerzte ihr Bein, so dass sie spontan umsattelte und nun mit dem Radel ans Nordkap fährt. Spontan laden wir sie ein, die Hütte mit uns zu teilen. Drive Ines Drive!!! Auch für uns geht's dann weiter.

Nach einem Tag fast nur auf Schotterstrassen, erreichen wir erschöpft den alten Hof Haeverstoelen. Eine Herberge in sogenanntem Stabur. Es ist urgemütlich als wir den Holzofen in dem mittelalterlichen Hof zum Brennen bringen. Abends wird es immer noch kalt. Da freuen wir uns, wenn es was um Anfeuern in der Unterkunft gibt. Falls nicht, hilft nur Fleece und Daunenjacke übereinander anziehen. Wir bedienen uns auch an denen zum Kauf stehenden Lebensmitteln. Danni gönnt sich zwei Kekse und ein Stück Käse. Was ein Luxus. In den Hütten stehen oft Konserven zum Kauf bereit. Aber wir schleppen unser Essen mit, da Nicole kein Fett essen darf. Nur so können wir sicher sein, dass sie nichts Falsches ist. Unser Speiseplan besteht aus Haferbrei, Gemüse, Pasta und griechischem Joghurt. Das in Norwegen bekannte "Real Tur Mat" Wanderessen wiegt zwar nichts, aber kommt wegen fast 25% Fettanteil nicht in Frage. Also haben wir ein paar Kilo mehr dabei aber die Galle dankt.

Elisabeth, eine norwegische Pilgern, teilt mit uns den Abend. Sie h
ält sich fest an dem leckeren Schwarztee mit Citrone. Elisabeth kommt aus dem Süden Norwegens. Mit einer Freundin wanderte sie zwei Tage über das Fjell. Begeistert von der Landschaft und dem Olavsweg, entschied sie sich spontan den Rest des Weges auch zu gehen. Sie fuhr mit dem Zug 7 Stunden zurück, packte den grossen Rucksack und wieder zurück! Ja, so muss das sein:-)
Bei Sonnenschein geht es am nächsten Tag weiter zum Hof Meslo Gård. Hier gibt es zwei Wegvarianten: Über dunkle Waldhänge oder am Fluss Orkla entlang. Wir entscheiden uns für den in der Sonne glitzernden Fluss. Pünktlich zur Mittagszeit entdecken wir einen Fischerunterstand inklusive Elchkopf über dem Eingang. Schade, dass wir keine Ahnung vom Angeln haben, hier hätten wir unsere Fische gleich grillen können. Nach einem schönen Wandertag erreichen wir dann Meslo Gård. Ingrid betreibt alleine den Hof. Als Pilgerherbergen dienen zwei alte, aber renovierte Stabur (Holzhäuser). Wir bekommen unser eigenes und geniessen es sehr:-) von einem lieblichen Bäääh aus der Hütte gelockt, entdeckt Nicole ein Baby Schaf. Ingrid fand es alleine im Wald und zieht es nun bei sich auf. Schafe sind einfach cool!

Auch Karen mit ihrem Pferd holte uns wieder ein. Sie kommt doch nicht so schnell vorwärts. You know, the horse could eat the hole day long;-) Beruhigend, dass auch Pferde den Weg anstrengend finden und auch immer Hunger haben.
Von Meslo Gård geht es erst zu einem weiteren Highlight des Weges. Die Rennebu Kirke. Um zu dieser Y-Kirche zu gelangen, quälen wir uns über 7 km Asphalt. Da wir spät aufgestanden sind, öffnet das dortige Pilgerzentrum gerade als wir ankommen. In diesem befindet sich auch ein Musuem über den Detailhandel aus dem letzten Jahrhundert. Beim Wandern über die öde Strasse haben wir von Kaffee und Waffeln geträumt. Und sieh da: Wir wurden erhört. Im alten Shop duftet es nach Waffeln. Mmmmmhhhhh lecker. Die Freude ist gross als Nan, eine norwegische Pilgerin, das Zentrum betritt. Nan haben wir noch vor dem Dovrefjell kennengelernt und einige Abende mit ihr verbracht. Nan sieht sofort, dass es Danni nicht ganz gut geht.

​Auszug aus Dannis Tagebuch:
Seit fünf Monaten sind wir nun unterwegs und haben beide über 2.000 km gewandert. Jeden Morgen, auch in den Tagen als die Krankheiten uns aufhielten, war ich motiviert, glücklich und zuversichtlich. In den letzten Tagen habe ich nur mit Mühe meinen Rucksack gepackt. Erstmals kommen mir Gedanken, warum ich mich überhaupt so quäle, ob ich auf dem Weg finde, was ich suche. Was hat mir das ganze Projekt bisher gebracht? Und überhaupt, warum kann ich jetzt nicht irgendwo mit einem Drink am Meer liegen?

​ Aber jetzt genug mit dem Trübsal. Ich kann so dankbar sein für das, was wir bisher erleben durften. Auch meine Eltern und Schwestern sagen mir dies und zeigen mir auf, das Aufgeben nicht in Frage kommt. Also, Schuhe an, Blick nach vorne und weiter geht's....
Auf dem Weg nach Segard Hoel, gehen wir durch ein Waldgebiet, über uns hängen die dunklen Wolken wie Blei. Wenige Sekunden, nachdem wir gemerkt haben, dass keine Vögel mehr zwitschern, keine Glocken von Schafen mehr ertönen, ergiesst sich ein Hagelsturm über uns. Glück, keine 20 m von uns entfernt befindet sich eine Herberge, in der wir Schutz suchen.
Mit einem aufgewühlten Gefühl, dem Hagelsturm entkommen zu sein, gehen wir flotten Schrittes nach Segard Hoel. Angekommen, sehen wir eine kleine Holzhütte neben der eigentlichen Herberge. Zwei Pilgerinnen sind bereits da und haben es sich in der Hütte bequem gemacht. Insgesamt 6 Betten stehen darin zur Verfügung. Die Herbergsmutter bittet uns in die richtige Herberge und dort eines der vielen Zimmer auszusuchen. Nach drei Schritten im Haus, wird Nicole sofort klar, hier schläft sie nicht! Gerade die sensitive Nicole spürt die Geschichte des dunklen und knatschenden Gebäudes mit jedem Atemzug. Auch die anderen Pilgerinnen wollen nicht hier schlafen und so quetschen wir uns zu sechst in die Hütte. Richtig cosy!
Nach Gumdal sind es am nächsten Tag 28 km. Um 6 Uhr laufen wir los und erreichen nach einem Tag Highspeed-Laufen die Hütte. Diese ist wunderbar eingerichtet. Viel gibt es zum Weg nicht zu sagen, ausser viel Asphalt!
Die vorletzte Etappe geht dann kräftig durchs Moor. Es hat die ganze Nacht geregnet, so dass wir die Wasserdichte unserer Schuhe perfekt testen. Vereinzelt liegen Holzbohlen über dem Knöchel hohem Nass aber nachdem wir die Grenze zur Kommune Skaun überquert haben, heisst es stundenlanges, kräftezehrenden Moorstapfen. Die Kräfte sind aufgebraucht als wir in Skaun ankommen - aber die Socken sind trocken.
Jetzt sind es nur noch zwei Tage bis Trondheim und ein wenig Nautic steht am nächsten Tag an. Die 20 Kilometer haben uns wieder ans Meer gebracht. Das Wetter ist schlecht aber wir ziehen den Duft nach Salz, Algen und Wasser genüsslich ein. Nach 5 Wochen kreisen wieder die Möwen über uns, als wir am frühen Nachmittag die Fährstelle Gauda erreichen. Hier erwartet uns John von der Pilgerherberge Sundet Gård. Mit vollbepacktem Boot rudert er uns sicher über den reissenden Fluss, während die Flut und deren Strömung am Boot zerren. Aber wir kommen heile auf die andere Seite, wo die Unterkunft schon auf uns wartet.
Früh geht es auf zum Nidarosdom in Trondheim, unserem Ziel! 10 km vor Trondheim kommen wir über eine Hügelkuppe und Trondheim zeigt sich in wunderbarem Licht. Wir gehen schnell, wollen ankommen und doch bremst uns etwas. Ankommen, das Ziel erreichen. Ist es wirklich zu Ende? Unsere Herzen wollen weiter! Die letzen 5,6 km gehen wir schweigend. Jede still in ihren Gedanken. Wir wollen ankommen und dann entscheiden, ob es weiter geht. Im Pilgerzentrum werden wir herzlich empfangen von Marco und Vittoria, dem holländisch- italienischen Pärchen deren Wege unsere immer wieder kreuzten. Danke für diesen herzlichen Empfang! Auch die Zentrumsleitenden können es kaum glauben, dass wir von Basel aus gelaufen sind. Nach dem Erhalt des Olavsbriefe, nimmt uns der Priester mit zum Dom. Wir steigen Treppen hinauf und er führt uns durch dunkle Geheimwege bis wir uns in einer Kapelle wiederfinden. Hier zündet er die Kerzen an und spricht einen Segen auf Norwegisch. Einzigartige Schönheit zeigt sich uns. Uns beiden wird klar, wir haben es geschafft! Tränen laufen Nicole übers Gesicht, dankbar und glücklich hier zu sein. Danke für den schönen, einzigartigen Moment!
Vielen Dank an Euch alle für die vielen Worte und lieben Nachrichten in den letzten fünf Monaten. Ihr seid im wahrsten Sinne mit uns durch Höhen und Tiefen gegangen. Tausend Dank!

Aber soll jetzt wirklich Schluss sein??

Nein, wir wollen noch nicht aufhören. Wir fühlen uns gut und haben noch nicht genug. Die letzten Tage haben wir gegrübelt, geplant und diskutiert. Die Lösung steht, wie wir weitermachen. Schonmal soviel: Das Nordkap bleibt das Ziel und wir ziehen auch die Wanderschuhe nicht aus! Wir haben einen Weg gefunden, den wir mit kleinen Rucksack gehen können. Füsse, Hüfte, Galle - allen geht es gut aber auch weil wir ohne Zelt etc weniger tragen müssen. Wir schaffen es nicht mehr die komplett, verbleibende Reststrecke total zu gehen. Aber das ist nach allen Problemen und Tiefpunkten auch nicht mehr unsere erste Priorität. Wir gehen soviel, wie wir können und sind dankbar für jeden Tag auf dem Weg. Das ist das Wichtigste.

Bald gibt es mehr Infos.

​Walking North geht weiter!
7 Comments
AchimKöln
11/7/2016 10:33:08

Hallo Ihr Beiden,
schön wieder von euch zu lesen. Doch heute mal ein paar andere Gedanken von mir.
Ja, eigentlich ist wandern ja so richtig easy. Man steht morgens gut gelaunt auf, denn man hat ja Urlaub, zieht nach dem Frühstück die Wanderschuhe an und genießt einfach den Weg. Stress und Hektik hat man ja zu Hause gelassen und so ist alles wirklich easy. Ist es wirklich so? meine Antwort ist klar nein, auch wenn ich bisher nur kurz spazieren gegangen bin. Was steckt da alles für Vorbereitungszeit drin.
Der Weg muss ausgearbeitet werden, es müssen Karten beschafft werden, das Navi oder das GPS muss aufgeladen oder mit frischen Batterien versorgt werden. Wie ist das mit Sprachproblemen? Ach ja und dann muss vieles in den Rucksack. Aber was genau? Wie ist es mit Wäsche waschen? Wie wird denn das Wetter sein? Abends könnte es kalt werden ( ihr habt denn Ofen zum brennen gebracht). Ach ja essen muss Frau ja auch noch mal. Was muss ich mit schleppen? Wie ist das Essen in der nächsten Hütte, ist das mein Geschmack oder eher nicht. Was ist denn einfach wenn ich mich auf der Tour verletze, auch ein umgeknickter Fuß macht Probleme. Fragen über Fragen. Und wenn ich drüber nachdenke, dann sage ich meine Anerkennung für diese tolle, gigantische oder mega Leistung.

Selbstverständlich bedanke ich mich für die tolle Beschreibung eurer Tour. Danke für die super Bilder und auf jeden Fall alles Gute für den weiteren weg, egal wohin. Meine Anerkennung und ganz dickes Lob für eure Leistung.
Der Achim aus Köln

Reply
Danni und Nicole
11/7/2016 11:31:24

Hi Achim,

Wieder einmal lieben Dank für Deine aufbauenden Worte. Nach jedem neuen Beitrag, freuen wir uns auf Deine lieben und motivierende Zeilen.

Du hast recht, wandern ist nicht zur Freude - es ist auch anstrengend aber eine schöne Anstrengung :-)
Du hast es auf dem Punkt getroffen. Sollten wir öfters auf diese Fragen (Sprachprobleme, Routensuche etc) eine Antwort geben in unseren Texten? Oft sind diese Probleme am nächsten Tag mit Blick auf die Natur vergessen. :-) aber interessant ist es natürlich.

Was denkst du?

Danke und ganz liebe Grüsse nach Köln!

Reply
Philipp
11/7/2016 21:06:01

Liebe Danni, liebe Nicole!

Erstmal beglückwünsche ich euch ganz herzlich zu diesem Meilenstein den ihr nun erreicht habt! Es freut mich sehr für euch, dass ihr trotz all der Probleme Trondheim gemeinsam erreicht habt. Ich finde es toll, dass ihr noch weitermacht und hoffe dass ihr das Nordkap - egal auf welchem Wege - erreicht.
Wenn ich euren Blog lese kann ich es kaum erwarten im Januar selbst loszulegen.

Liebe Grüße aus Freiburg
Philipp

Reply
AchimKoeln
12/7/2016 11:05:23

Hallo Nicole, Hallo Danni,
ich finde euren Block toll und informativ. Mit meinem letztem Beitrag wollte ich in keinster Weise meckern oder Kritik äußern. Ich habe als Laie nur meine Gedanken (sehr unzutreffend und unvollständig) zu der Planung von so einer Tour dargelegt. Aus meiner Sicht verdient ihr für zwei Gruppen Bewunderung. Als erstes für die körperlichen Leistungen, so viel in einer unbekannten Gegend Wandern, egal bei welchem Wetter. Und der zweite Punkt ist aus meiner Sicht zumindest die Organisation, wie plane ich den Weg, wie orientiere ich mich, wo ist ggf. Hilfe usw. Aber wie ihr Profis jetzt direkt erkennt, ich habe sowas noch nie gemacht und habe keine Ahnung. Aber ich freue mich trotzdem auf eure Beiträge.
Achim aus Köln

Reply
Danni und Nicole
12/7/2016 22:30:51

Lieber Achim,

Danke für Dein Lob und Gedanken. Wir haben das gar nicht als Kritik verstanden, fühlen uns aber inspiriert über diese Themen öfters zu schreiben.

Wie schätzen sehr Deine Anteilnahme und freuen uns jedes Mal sehr, wenn wir von Dir lesen dürfen.

Bis ganz bald!

Reply
Dominic
17/9/2016 15:28:06

hallo ihr zwei,

wann wart ihr in trondheim am dom ?
kann das sein nachmittags am 7.7 ?
mir war so das ich euch da gesehen habe, eure rucksäcke mit den crocs kamen mir so bekannt vor.
hut ab, Respekt vor eurer Leistung. ich war auch am nordkapp und haben 8700 km in 20 tagen zurückgelegt, aber mit dem Auto.
viele grüße

Reply
Dominic
17/9/2016 15:28:26

hallo ihr zwei,

wann wart ihr in trondheim am dom ?
kann das sein nachmittags am 7.7 ?
mir war so das ich euch da gesehen habe, eure rucksäcke mit den crocs kamen mir so bekannt vor.
hut ab, Respekt vor eurer Leistung. ich war auch am nordkapp und haben 8700 km in 20 tagen zurückgelegt, aber mit dem Auto.
viele grüße

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