WALKING NORTH GIRLS
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Die letzten 150 Kilometer zum Nordkap

20/8/2016

9 Comments

 
Tromsø ist eine quirlige Kleinstadt zwischen Fjorden und Bergen. Wir geniessen es am Hafenkai zu sitzen. Abends essen wir Sushi und trinken kaltes, alkoholfreies Bier. Herrlich. Dann geht es weiter. Um ein bisschen Stadtluft zu schnuppern, sind wir südlich gefahren und nun weit östlich entfernt von dem Wanderweg. Wir nehmuen daher den Bus nach Alta via Strasse und Fähren. Hier gibt es nicht wirklich eine günstige Unterkunft. Wir kommen spät an und wollen das Zelt nicht mehr aufbauen. So gönnen wir uns eine Nacht im Hotel. Erst planen wir auf der E6 Strasse zu laufen aber müssen schnell feststellen, dass dies durch die vielen Busse sowie LKWs gefährlich sein kann. Dann wollen wir bis Olderfjord fahren aber kurz nach Alta lässt uns der Fahrer des Busses spontan an der Strasse raus. Wir haben gesehen, dass wir hier auf den Wanderweg einsteigen können.
Auf geht's auf die letzten 150 Kilometern. Wir wollen in sieben Tagen am Nordkap sein. Es gibt nun keine Hütten mehr und auch keine Supermärkte. So haben wir wieder alles dabei - dieses Mal etwas mehr Proviant. Hungern wollen wir nicht mehr. Das Wetter ist wieder bestens. Die Sonne scheint aber es ist extrem windig. Wir wandern nun wieder auf dem Europäischen Fernwanderweg E1. Das letzte Wegstück zum Nordkap wurde erst 2013 markiert. Speziell in Deutschland folgten wir lange dem E1, so dass es ein schöner Abschluss ist, mit diesem Weg unser Projekt zu beenden.

Der Weg ist nicht stark begangen und so suchen wir uns meistens selbst einen Pfad zwischen den Steinpyramiden, die als Markierung dienen. Oft hüpfen wir von Grashügel zu Grashügel oder durchqueren meterhohes Gras. Dann wieder folgt der Weg langen Rentierzäunen. Ein totaler Kontrast zu dem Gefühl von Freiheit, was wir gerade in uns tragen. Die ersten zwei Tage gibt es noch so etwas, wie eine Baumgrenze aber dann werden Bäume eine Seltenheit. So hoch oben im Norden ist der Sommer kurz und der Wind stark. Daher wächst neben Gräsern und Sträuchern nicht mehr viel. So gehen wir durch eine kahle aber wunderschöne Gebirgswelt.
Langsam kehrt der Herbst ein und die Hänge färben sich braun und rot. Auch steht die Sonne nachts nicht mehr hoch am Himmel, sondern sinkt und füllt die Umgebung in ein warmes Licht. Wir finden immer Zeltplätze an Seen und Flüssen. Abends sitzen wir vor dem Zelt und geniessen die Atmosphäre. Nachts sinken die Temperaturen teilweise auf 2 Grad. Aber wir liegen warm in unseren Thermarest-Schlafsäcken. Jeden Morgen geht es früh los, denn auch die letzten Wandertage sind anstrengend. Die Berge reichen zwar nur noch auf bis zu 550 Meter hoch aber wir müssen oft mehrmals am Tag auf Seehöhe runter und wieder hoch. Da unsere Füsse stark Schmerz erzen, schleppen wir uns oft die letzten Stunden über die Landschaft. Aber wir beissen die Zähne zusammen. Wir wollen ankommen - unbedingt. Aber dann endet die Wanderung, was uns oft melancholisch stimmt. Wir blicken auf eine aufregende, sehr schöne und auch harte Zeit zurück. Vieles davon, können wir noch gar nicht realisieren. Erst als wir auf einer Bergkuppe stehen, wird es uns beim Ausblick kurzzeitig bewusst: Wir sehen das offene Meer. Das Ende vom Europäischen Festland liegt vor uns. Wir waren bisher nicht oft stolz auf das was wir geleistet haben - aber in diesem Augenblick sind wir es.
Wir übernachten an einem Fluss. Nach der kahlen Landschaft, fühlen wir uns wie in einer grünen Oase. Morgens geht es runter zum Meer. Blauer Himmel, Sonne, azurblaues Wasser - es ist unbeschreiblich schön. Als wir einen Fluss überqueren, sitzt dort eine Norwegerin mit Hund. Sie sagt, sie habe auf uns gewartet. Eines der kleinen Häuser, die romantisch schön in der Bucht liegen, ist ihr Ferienhaus. Sie war gegen die Markierung des Wanderwegs. Sie hatte Angst, dass dann viele Leute durch ihren Garten wandern. Aber so ist es nicht gekommen. Nun freut sie sich zwei Frauen auf dem Weg zu treffen, die auch noch so eine lange Reise hinter sich haben. Für uns geht es dann weiter, wir sehen den steilen Anstieg schon vor uns. Aber kein Problem - die Füsse schmerzen zwar, aber Kondition haben wir nach der langen Wanderzeit aufgebaut. Wieder einmal kriechen wir dann später in die Schlafsäcke - die Rentiere grasen in der Nachbarschaft.

Der Nordkap-Tunnel - an diesem Tag werden wir ihn erreichen. Nach 5 Kilometern stehen wir vor der Röhre, die knapp 7 Kilometer durch das Meer führt. Wir haben immer wieder diskutiert, ob wir durchgehen oder nicht. Wir trampen. Viele Autos fahren nicht, die Saison ist anscheinend vorbei. Aber ein Paar aus Karlsruhe nimmt uns nach wenigen Minuten mit. Nach dem Tunnel hatten wir uns auf entspanntes Wandern eingestellt. Aber nichts da. Es geht sofort wieder bergauf, dieses Mal ohne irgendwelche Markierung. Nach einer Stunde mehr hoch als runter, stehen wir auf einer Strasse. Nach 30 Minunten sehen wir es das erste Mal in der Ferne: Das Nordkap.

Es ist schwer zu beschreiben, was wir fühlen. Am ehesten ist es wohl Unfassbarkeit. 1 Jahr Planung, 197 Tage unterwegs, Zehenbrüche, Steinhalden, Gallensteine, Meeresblicke, nahezu 3.700 gewanderte Kilometer - und jetzt sehen wir das Ziel. Vieles werden wir erst später verstehen aber eines ist jetzt schon klar: Alles hat zu unserem Weg gehört: Die getroffenen Menschen, die wunderschönen Landschaften aber auch die Ärtze, Krankenhäuser, einzigartige und auch verzweifelte Momente.
Immer mit Blick auf den markanten Felsen, gehen wir noch zwei Stunden die Strasse entlang bis zum Campingplatz. Jetzt sind es noch 13 Kilometer zum Kap. Wir beziehen eine der kleinen Hütten. Die heisse Dusche tut gut. Danach sitzen wir draussen mit dem Ziel im Blick. Zwei Frauen aus Freiburg fahren mit einem VW-Bus vor. Wir rufen rüber, ob sie ein Tannenzäpfle Bier zu verkaufen haben. Nein, das nicht. Aber sie spendieren uns ein Haakon. Ein Schwarzbier aus Tromsø. Wir vertiefen uns ins Gespräch. Diese beiden Frauen kommen wie gerufen - auch wenn sie es nicht wissen können. Wegen dem leckeren Bier, aber vielmehr nimmt uns ihre entspannte und sympathische Art die Nervosität. Wir wollen es uns nicht eingestehen - aber wir sind nervös. Schon morgen könnten wir unser Ziel erreichen. Als sie uns dann noch mit einem speziellen Gerät einen Outdoor-Espresso servieren, ist der Abend perfekt. Vielen Dank. Wir sind gerüstet für die letzten Kilometer.
Bild
Nordkap bei Sonnenuntergang - mehr Kitsch geht nicht:-)
by Danni
9 Comments
Marlies
20/8/2016 23:08:02

Das ziel vor augen.welche gefuehle.danke,dass wir zu hause dabei sein durften.toll geschrieben, traumhafte bilder.hoffe, dass der wettergott die naechsten tage mitspielt.

Reply
Achim Köln
21/8/2016 12:36:06

Hallo Danni, Hallo Nicole,
ich fange die Mail mal anders an. Was für eine Gemeinheit! Ich habe gerade die Webcam am Nordkap besucht. Die ganzen Tage davor war das Wetter o.k. und jetzt am 21.08 um 12:00 Nebel, dicker Nebel, so habe ich die Cam noch sehr sehr selten gesehen.Hoffentlich habt ihr mehr Glück!
Gratulation für euren Erfolg. Was war das in den letzten Wochen für eine Kraftanstrengung, wie ihr das durchgehalten habt, einfach mega toll. Ihr habt etwas erlebt, was nur sehr sehr wenige Menschen erleben, ihr habt gekämpft und nach einem Jahr Vorbereitung, tollen Wandertagen, einsamen Kämfen und habt ihr einen Sieg errungen, den kaum ein anderer erringen kann. Dazu Anerkennung?? Gratulation?? Ich weiß nicht was man sagen kann, da fehlen die Worte. Ich persönlich denke auch oft an die schlimmen Dinge, die Millionen von Mücken, Tiere, das überqueren von Flüssen über schwankende Brücken, das durchgehen von Flüssen, ausrutschen und mit dem Po im Wasser, schlecht ausgeschilderte Wege, Geröllhalden. Die Gesundheitsprobleme lasse ich mal weg. Und jetzt kommt Typisch Mann, das haben 2 Frauen alleine geschafft.
Die Bilder gefallen mir sehr gut. Ich mag halt Norwegen sehr. Vielleicht überzeuge ich meine Frau ja doch noch einmal und wir fahren nochmal mit dem Auto dahin. Wer weiß. Der Nordkapfelsen ist ja mittlerweile nicht mehr frei zugängig, habe gelesen dass auch Fahrräder bezahlen müssen. Deshalb meine Frage, musstet ihr Wanderer auch bezahlen?
Toll das ihr es geschafft habt und schade dass damit der Block sich dem Ende nähert. Kleiner Scherz zum Schluss, fragt doch mal beim Glücksgott an, ob ihr nicht den Hauptgewinn beim Lotto zieht und im nächsten Jahr ab Mai zurück wandern könnt. Na ja kleiner Spaß.
Liebe Grüße der Achim aus Köln

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Eva + Michèle
21/8/2016 22:19:17

Dann habt Ihr euch also erfolgreich durch den Nebel durchgekämpft - wir haben den ganzen Tag immer wieder an Euch gedacht - bravo und herzlichen Glückwunsch! Liebe Grüße von Michèle und Eva aus der Hütte gegenüber, ansonsten Freiburg

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Kettler Martin link
22/8/2016 16:49:54

Super gemacht ! Freue mich riesig für euch, das ist echt eine mega Leistung, Chappeau !!! Da kommen viele Erinnerungen auf mit der Porsanger Halbinsel und dem erreichen des Nordkaps.....und das auch noch bei ebenso tollem Wetter ich es hatte:-) Erholt euch gut und geniesst danach das c.a. 15 Jahre dauernde Flasback ;-) Ich bin noch mitten drin !

LG aus dem Haslital
Martin

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Ulrich Dirksen
26/8/2016 14:35:42

Hallo, Ihr mutigen Norwegenwanderinnen, Ihr habt es geschafft!!!
Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr beide, trotz allen Schwierigkeit Euer heiß ersehntes Ziel erreicht habt, und das beim schönen Wetter. Ich verneige mich vor Eurer großartigen Leistung!!!Eure Photos haben mich sehr beeindruckt und ich kann Euch nachfühlen, welch ein erhabenes Gefühl einem überkommt, am Nordkapp zu sthen und in die weite Richtung der Arktis in die Ferne zu schauen - 2000 KM vom Nordkapp entfernt. Ich wünsche Euch eine angenehme Heimfahrt und mit vielen Bildern und Erlebnissen könnt Ihr Euren Freunden erzählen. Vielleicht könnt Ihr ja Eure Erlebnisse in einem Buch mit Bildern festhalten. Herzliche Güße, Ulrich

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Ulrich Dirksen
26/8/2016 14:36:14

Hallo, Ihr mutigen Norwegenwanderinnen, Ihr habt es geschafft!!!
Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr beide, trotz allen Schwierigkeit Euer heiß ersehntes Ziel erreicht habt, und das beim schönen Wetter. Ich verneige mich vor Eurer großartigen Leistung!!!Eure Photos haben mich sehr beeindruckt und ich kann Euch nachfühlen, welch ein erhabenes Gefühl einem überkommt, am Nordkapp zu sthen und in die weite Richtung der Arktis in die Ferne zu schauen - 2000 KM vom Nordkapp entfernt. Ich wünsche Euch eine angenehme Heimfahrt und mit vielen Bildern und Erlebnissen könnt Ihr Euren Freunden erzählen. Vielleicht könnt Ihr ja Eure Erlebnisse in einem Buch mit Bildern festhalten. Herzliche Güße, Ulrich

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Ulrich Dirksen link
26/8/2016 14:37:29

Hallo, Ihr mutigen Norwegenwanderinnen, Ihr habt es geschafft!!!
Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr beide, trotz allen Schwierigkeit Euer heiß ersehntes Ziel erreicht habt, und das beim schönen Wetter. Ich verneige mich vor Eurer großartigen Leistung!!!Eure Photos haben mich sehr beeindruckt und ich kann Euch nachfühlen, welch ein erhabenes Gefühl einem überkommt, am Nordkapp zu sthen und in die weite Richtung der Arktis in die Ferne zu schauen - 2000 KM vom Nordkapp entfernt. Ich wünsche Euch eine angenehme Heimfahrt und mit vielen Bildern und Erlebnissen könnt Ihr Euren Freunden erzählen. Vielleicht könnt Ihr ja Eure Erlebnisse in einem Buch mit Bildern festhalten. Herzliche Güße, Ulrich

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Ulrich Dirksen
26/8/2016 14:25:57

Ich kann Euch nur ganz herzlich gratulieren, das Ihr das Ziel erreicht habt, trotz großen Schwierigkeiten. Ich verneige mich vor Eurer großartigen Leistung. Ihr habt ja tolle Photos gemacht und ich kann nur nachempfinden, was für ein tolles Gefühl es ist, das Nordkapp zu erleben und das beim schönen Wetter. Eure Erfahrungen und Erlebnisse müsst Ihr unbedingt einmal in einem Erlebnisbuch mit Bildern festhalten. Aber diese Erlebnisse bleiben für immer im Gedächtnis. Ich wünsche Euch eine schönes Rückfahrt in Eure Heimat und würde mich freuen, weiterhin im Kontakt zu bleiben. Herzliche Grüße, Ulrich

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Joe der Freche
15/11/2016 15:47:34

Ganz passabel.

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