Über 12 Monate sind vergangen und es ist Zeit für einen Rückblick. Lange war es gar nicht möglich einfach zurückzublicken und Euch unsere Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Zu stark waren noch die Eindrücke, zu vielseitig das Erlebte. Und vielleicht war auch das Fernweh nach Skandinavien zu gross. Aber jetzt ist der Moment, Euch eine kleine Einsicht in unsere letzten Monate zu geben. Das Wichtigste zu erst: Wir sind noch immer verheiratet :-) Und ja, das Ankommen im normalen Alltag war schwer. Auf einmal standen wir wieder in unserer Wohnung und fragten uns, was um alles in der Welt, machen wir mit dem ganzen Zeug - im Rucksack war ja eigentlich alles was wir brauchen. Der Lärm der Stadt, wahrscheinlich normalerweise die leise Hintergrundmusik im Alltag, war auf auf einmal lauter und stressiger als zuvor. Jeden Morgen wollten die Füsse wieder loslaufen. So rannten wir jeden erdenklichen Waldweg im Allschwiler Wald hoch und runter. Es war irgendwie schräg, erst mit dem Auto, Tram oder Rad fahren zu müssen, um im Wald zu laufen. Schön, war es Freunde und Familie wiederzusehen. Zusammen zurückzublicken. Nach 3 Tagen war alles noch aufregend, nach 7 Tagen stellen sich erste Normalitäten wieder ein. Zwei Wochen wieder zu Hause, der Körper will nicht mehr jeden Tag laufen - Sofa ist auch mal schön. Erst nach 4 Wochen wird uns etwas klarer, was für ein Abenteuer hinter uns liegt. Aber ehrlich gesagt, noch heute betrachten wir die Bilder und müssen zwei Mal hinsehen, denn die beiden Frauen da am Nordkap sind wirklich wir. Erst heute sagte ich zu Nicole: "Wir haben das wirklich gemacht." Tja, und dann muss sich das Leben auch irgendwie weiter drehen. Hätten wir genug Geld, wäre der Rucksack schon lange wieder gepackt. Keine Frage. Aber wie sagt es sich so schön, der Ernst des Lebens....Nein, den wollen wir nicht zurück. Das war und ist klar. Nicole hat sofort losgelegt und ihr Leben geändert. Ihren Job als Projektleiterin bei einem Flüchtlingsprojekt hat auf sie gewartet. In den letzten Monaten hat sie ihre Selbstständigkeit weiter ausgebaut und ist in eine eigene Praxis gezogen. Nun hat sie den grossen Schritt gewagt. Seit wenigen Tagen ist sie zu 100% selbstständig als Coach und Medium. Es gibt Mut und Kraft, ihren Namen auf dem Praxisschild zu sehen, welches an dem wunderschönen Altbau in der Altstadt angebracht ist. Insgesamt arbeiten hier 7 tolle und einzigartige Frauen selbstständig. Nicole ist diesen Schritt gegangen. Sie sagt, dass der Weg nach Norden, bei ihr der Weg in die Klarheit war. Sie weiss was Sie will. Sie lebt ihre Berufung, es ist nicht nur ein Job. Bei Danni stand etwas länger die Frage im Raum: „.Was ist nun mit mir, was will ich?“ Die Ideen waren vielfältig: Von Kellnern auf einer Skihütte, Leiten eines Hostels, selbstständig machen als Marketing-Beratern, einfach wieder wandern oder zurück ins Büro? Wo war denn jetzt die Klarheit der Wanderung hin? Haben 4.000 Kilometer nicht ausgereicht, die neue Richtung zu wissen?Irgendwann nach 6 Wochen zurück, kam auf einmal die Wut auf die Wanderung. Keine Ahnung, ob das überhaupt geht. Aber dieses Gefühl war da! Die Nordkap-Tour hat alles durcheinander gebracht. Chaos. Heute ist alles klarer. Es brauchte diese wild umherfliegenden Mosaike von Wünschen, Sehnsüchten und verkehrten Ansprüchen, um irgendwann klar zu sehen. Viele Dinge mussten erst anfangen, um zu spüren, ob es das richtige ist. Heute steht fest: Weder das eine, noch das andere kann Danni ausschliesslich tun. Es braucht eine Balance zwischen all den Mosaiken, die Danni ausmachen. Heute arbeitet sie wieder mit Freude im eCommerce aber nimmt sich auch die Zeit für andere Projekte: Krimi schreiben, Unterrichten an einer Handelsschule und seit neustem geführte Wanderungen anbieten....Okay, das Bungee Jumpen ist schön länger her, aber es passt als Metapher so herrlich. Trauen, springen, fliegen... Ausserdem haben wir das Glück, immer mal wieder anderen von unserer Tour erzählen zu dürfen. Es ist schön andere Menschen mit auf die Reise zu nehmen. Das gleiche Funkeln in ihren Augen zu sehen und wir hoffen ein Stück unserer Motivation, unserer Energie, die uns die Nordkap-Wanderung zweifellos noch immer gibt, weiterzugeben. Zusammen auf die Reise zu gehen, unsere damaligen Gedanken und Gefühle niederzuschrieben, hat viele Eindrücke nochmal verstärkt und sortiert. Das Manuskript ist fertig geschrieben nun drückt uns die Daumen, dass es sehr bald auf den Markt kommt.
Und natürlich waren wir wandern. Anfangs vielleicht noch auf der Suche nach der Erinnerung, nach dem Gefühl der Freiheit im skandinavischen Fjell. Aber wie soll so etwas einmaliges, etwas was sich monatelang aufgebaut hat, in 3 Tagen wandern rekonstruiert werden? Unmöglich. Und das ist auch gut so. In unseren Herzen wird das Gefühl immer bleiben. Aber es hat jetzt nach über 12 Monaten wieder Platz für neue Eindrücke, Ideen, Hoffnungen und Projekte. So haben wir neue Wanderpläne und Projektideen. Wir misten stetig unsere Wohnung aus und suchen nach Alternativen Wohnkonzepten - wer sich im Zelt wohl fühlt, braucht keine 100qm grosse Stadtwohnung. :-) Unsere Wanderung geht weiter. Sicherlich ist es manchmal nicht leicht, Dinge zu ändern oder Neues anzugehen. Aber wenn uns die Wanderung zum Nordkap eins gelernt hat, dann ist es, einen ersten Schritt zu wagen. Denn die Angst vergeht im Tun.
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Wir sind wieder zu Hause! Nach einer weiteren Wanderung in Dänemark und einem Zwischenstopp bei Danni`s Familie sind wir nun wieder zu Hause in Basel angekommen. Nun heisst es ankommen, Wohnung einräumen, in Erinnerungen schwelgen, Fotos sichten. Wir möchten uns ganz herzlich bei Euch bedanken für Eure grossartige Unterstützung, Eure Motivationen und aufmunternden Worte auf dem Blog. Ihr habt uns auf dem Weg getragen, immer wieder vorwärts geschoben und zum schmunzeln gebracht. Es war uns eine grosse Freude - mit Euch zu wandern! Tausend Dank * Tusen takk * Merci Beaucoup * Tack mycket * many thanks Wir werden uns nun an die Bearbeitung der Fotos machen und daraus einen Live Vortrag gestalten. Wenn ihr wissen wollt wo und wann wir auftreten, meldet Euch ganz einfach über den Newsletter an. Wir werden Euch über unsere Events und neuen Projekte auf dem laufenden halten. Herzlich Eure Walking North Girls Nicole & Danni Basel, 6. Februar 2016 Basel, 14. September 2016
Mit den Hurtigruten geht es für uns am nächsten Tag weiter. Früh Morgens stehen wir am Pier und halten Ausschau nach dem Schiff "Nordkapp". Fünf Tage und vier Nächte dürfen wir auf dem Schiff mitfahren, zum Spezialpreis! Es war ein lang gehegter Traum einmal mit einem Postschiff der Hurtigruten mitfahren zu können. Wir geniessen die Fahrt von Honningsvåg bis Bergen. Ich gewinne beim Fotowettbewerb mit meinem Sonnenuntergang vom Nordkapp und erhalte eine tolle Mütze in norwegischen Farben:-)
In Bergen lacht uns die Sonne an ( auch wenn die Stadt für Regen bekannt ist). Mit den Bergbahnen geht es dann weiter nach Oslo und mit der Fähre nach Kiel.... Am Tag vor unserer Ankunft am Nordkap wandern wir erst zum Tunnel. Ein Paar aus Karlsruhe, er gebürtig aus Weil am Rhein, nehmen uns durch die beiden Tunnel mit. Wir steigen aus und sehen den Berg vor uns, den es nun zu erklimmen gilt! Ich bin müde, wäre am liebsten im Auto sitzen geblieben und bis ans Nordkap gefahren. Wirklich? Nein, ich glaube nicht. Ich wäre traurig gewesen, hätte ich es gemacht. Aber die Verlockung war gross, sehr gross:-) wir steigen also bei Mittagshitze den Berg hoch. Jegliche Wegmarkierung fehlt und so lotse ich uns per GPS über den Berg. Oben angekommen sehen wir, dass es nochmals runter und wieder hoch geht. Ich fluche vor mich hin. Mein Zeh tut weh bei jedem Schritt. Wir setzen uns zur Mittagspause und verzehren vielleicht zum letzten Mal Knäckebrot mit Ost (Streichkäse aus der Tube) mit etwas Aromat als Würze. Dann raffen wir uns auf und steigen den zweiten Berg hoch. Oben angekommen geht es dann über eine karge Landschaft bis zu einer Strasse. Diese führt nach 10 km auf die E96 der Strasse zum Nordkap. Von hier können wir zum ersten Mal das Nordkap sehen. Unglaublich, unser Ziel scheint greifbar nahe. Am Camping angekommen bin ich platt. Wir sind beide gereizt und zicken uns gegenseitig an. Wir sind nervös, auch wenn wir es nicht zugeben wollen. Wir diskutieren, sollen wir Morgen hoch laufen oder erst am Montag? Morgen soll es regnen und nebelig sein. Montag wieder sonnig. Wir wollen sehen, wie das Wetter am Morgen aussieht und vertagen die Entscheidung. Am Abend zeigt sich ein wunderschöner Sonnenuntergang am Nordkap. Drei mal laufe ich mit dem Fotoapparat den Hügel hoch. Die Fotos werden wunderschön, alles schon fast etwas zu kitschig. Am nächsten Morgen ist es sehr nebelig. Doch wir wollen gehen! Nochmal warten? Nein, das Wetter ist wie es ist! Und wir kommen an, wann wir ankommen. In dichtem Nebel machen wir uns auf die letzten 13 km. Es geht steil hoch. Noch 350 Höhenmeter müssen wir erklimmen zum Nordkap. Doch die ansteigende Höhe merken wir kaum. Keine 2 Meter sehen wir in dem dichten Nebel. Es ist eiskalt, die Nässe zieht in den Körper und nur durch stetiges Laufen bleibt der Körper warm. An einem Parkplatz wollen wir eine Rast machen. Vergeblich suchen wir eine Bank. Entweder gibt es keine oder wir sehen sie im dichten Nebel nicht. Nach 5 Minuten Rucksack abstellen ziehen wir weiter. Einzelne Autos und Busse fahren an uns vorbei. Ungläubig schauen sie uns an. Was machen die da? Zu Fuss? Sind die bekloppt? Nur die Motoradfahrer zeigen uns den hohen Daumen. Wir freuen uns, dass uns auch einzelne nicht für bekloppt halten;-) Fahradfahrer sehen wir an diesem Morgen keine. Die letzten Kilometer schaue ich nicht mehr auf das GPS Gerät. Ich will gar nicht wissen, wie lange es noch dauern wird. Durch den dichten Nebel kann ich nur nichts vor mir sehen. Ich sehe nicht, was um uns herum ist, nicht wie weit es noch ist. Es ist gleich, als ich am Kap Finisterre vor 8 Jahren in Spanien ankam. Nebel. Ich frage mich warum das wohl so ist. Ich entschuldige mich auch bei Danni. Es ist wohl nur wegen mir so neblig;-) Innerlich freue ich mich und es ist ganz speziell jetzt dann irgendwann anzukommen ohne das Ziel zu sehen, auch wenn es nur ein paar Hundert Meter entfernt sein kann. Vor uns taucht aus dem Nichts ein Kassenhäuchen auf. Sie begrüsst uns und lässt uns gratis hinein. Hand in Hand schreiten wir weiter durch den dichten Nebel. Es muss nun ein Haus kommen durch welches man hindurch geht um zur Weltkugel zu kommen. Da taucht es auf und wir schreiten hinein. Durch die grossen Panoramafenster kann man die Kugel sehen. Also man könnte sie sehen, wenn der Nebel nicht wäre. So schreiten wir hinaus Richtung Kugel und fragen uns, wo die wohl ist? Hat sie jemand weggetragen? Doch dann taucht sie auf und wir stehen direkt vor ihr! Welch Glück! Wir haben es geschafft. Wir sind am Ziel. Eilig machen wir Fotos und verziehen uns in die Wärme zurück. Und jetzt? Wir sind sprachlos innerlich wie leer. Angekommen. Wir fahren mit dem Bus nach Honningsvåg ins Hostel. Erste Glückwünsche treffen ein. Wir sollen jetzt feiern. Nur irgendwie ist uns nicht zum feiern zu Mute. Wir sind müde, legen uns in unsere Betten und können es nicht fassen. Wir haben es geschafft! Und jetzt? Wir beschliessen am Morgen nochmal zum Kap zu gehen. Wir müssen es sehen unser Ziel. Und so machen wir uns am nächsten Morgen auf und gehen die letzten 7 km nochmals zu Fuss. Welche Aussicht! Grandios! Diesesmal sehen wir das Kassenhäuchen von weitem. Auch Heute lässt sie uns gratis durch und findet es toll, dass wir nochmals kommen. Die Sonne scheint und weil wir so früh da sind, können wir viele Fotos mit der Kugel machen, bevor die ganzen Touristen anströmen. Wir sind glücklich, trinken unser mitgebrachtes Bier und geniessen unsere Ankunft zum zweiten:-) glücklich steigen wir wider in den Bus und lassen uns ins Hostel zurück fahren. Heute sind wir in Feierlaune und sitzen bald mit einem weiteren Bier auf dem Dorfplatz von Honningsvåg. Wir lassen unsere Wanderung Revue passieren und bleiben sitzen bis zum Sonnenuntergang. by Nicole Bei bestem, norwegischen Wetter erreichen wir heute das Nordkap. Vor lauter Nebel haben wir eigentlich kaum die Weltkugel gesehen, aber für uns war es trotzdem ein wunderschöner Moment. Aber auch wenn es eigentlich als Wanderinnen kein schlechtes Wetter gibt, wollen wir unser Ziel auch ohne Nebel sehen. So sind wir am nächsten Tag nochmal hingelaufen und wurden mit Sonne belohnt. Tromsø ist eine quirlige Kleinstadt zwischen Fjorden und Bergen. Wir geniessen es am Hafenkai zu sitzen. Abends essen wir Sushi und trinken kaltes, alkoholfreies Bier. Herrlich. Dann geht es weiter. Um ein bisschen Stadtluft zu schnuppern, sind wir südlich gefahren und nun weit östlich entfernt von dem Wanderweg. Wir nehmuen daher den Bus nach Alta via Strasse und Fähren. Hier gibt es nicht wirklich eine günstige Unterkunft. Wir kommen spät an und wollen das Zelt nicht mehr aufbauen. So gönnen wir uns eine Nacht im Hotel. Erst planen wir auf der E6 Strasse zu laufen aber müssen schnell feststellen, dass dies durch die vielen Busse sowie LKWs gefährlich sein kann. Dann wollen wir bis Olderfjord fahren aber kurz nach Alta lässt uns der Fahrer des Busses spontan an der Strasse raus. Wir haben gesehen, dass wir hier auf den Wanderweg einsteigen können. Auf geht's auf die letzten 150 Kilometern. Wir wollen in sieben Tagen am Nordkap sein. Es gibt nun keine Hütten mehr und auch keine Supermärkte. So haben wir wieder alles dabei - dieses Mal etwas mehr Proviant. Hungern wollen wir nicht mehr. Das Wetter ist wieder bestens. Die Sonne scheint aber es ist extrem windig. Wir wandern nun wieder auf dem Europäischen Fernwanderweg E1. Das letzte Wegstück zum Nordkap wurde erst 2013 markiert. Speziell in Deutschland folgten wir lange dem E1, so dass es ein schöner Abschluss ist, mit diesem Weg unser Projekt zu beenden. Der Weg ist nicht stark begangen und so suchen wir uns meistens selbst einen Pfad zwischen den Steinpyramiden, die als Markierung dienen. Oft hüpfen wir von Grashügel zu Grashügel oder durchqueren meterhohes Gras. Dann wieder folgt der Weg langen Rentierzäunen. Ein totaler Kontrast zu dem Gefühl von Freiheit, was wir gerade in uns tragen. Die ersten zwei Tage gibt es noch so etwas, wie eine Baumgrenze aber dann werden Bäume eine Seltenheit. So hoch oben im Norden ist der Sommer kurz und der Wind stark. Daher wächst neben Gräsern und Sträuchern nicht mehr viel. So gehen wir durch eine kahle aber wunderschöne Gebirgswelt. Langsam kehrt der Herbst ein und die Hänge färben sich braun und rot. Auch steht die Sonne nachts nicht mehr hoch am Himmel, sondern sinkt und füllt die Umgebung in ein warmes Licht. Wir finden immer Zeltplätze an Seen und Flüssen. Abends sitzen wir vor dem Zelt und geniessen die Atmosphäre. Nachts sinken die Temperaturen teilweise auf 2 Grad. Aber wir liegen warm in unseren Thermarest-Schlafsäcken. Jeden Morgen geht es früh los, denn auch die letzten Wandertage sind anstrengend. Die Berge reichen zwar nur noch auf bis zu 550 Meter hoch aber wir müssen oft mehrmals am Tag auf Seehöhe runter und wieder hoch. Da unsere Füsse stark Schmerz erzen, schleppen wir uns oft die letzten Stunden über die Landschaft. Aber wir beissen die Zähne zusammen. Wir wollen ankommen - unbedingt. Aber dann endet die Wanderung, was uns oft melancholisch stimmt. Wir blicken auf eine aufregende, sehr schöne und auch harte Zeit zurück. Vieles davon, können wir noch gar nicht realisieren. Erst als wir auf einer Bergkuppe stehen, wird es uns beim Ausblick kurzzeitig bewusst: Wir sehen das offene Meer. Das Ende vom Europäischen Festland liegt vor uns. Wir waren bisher nicht oft stolz auf das was wir geleistet haben - aber in diesem Augenblick sind wir es. Wir übernachten an einem Fluss. Nach der kahlen Landschaft, fühlen wir uns wie in einer grünen Oase. Morgens geht es runter zum Meer. Blauer Himmel, Sonne, azurblaues Wasser - es ist unbeschreiblich schön. Als wir einen Fluss überqueren, sitzt dort eine Norwegerin mit Hund. Sie sagt, sie habe auf uns gewartet. Eines der kleinen Häuser, die romantisch schön in der Bucht liegen, ist ihr Ferienhaus. Sie war gegen die Markierung des Wanderwegs. Sie hatte Angst, dass dann viele Leute durch ihren Garten wandern. Aber so ist es nicht gekommen. Nun freut sie sich zwei Frauen auf dem Weg zu treffen, die auch noch so eine lange Reise hinter sich haben. Für uns geht es dann weiter, wir sehen den steilen Anstieg schon vor uns. Aber kein Problem - die Füsse schmerzen zwar, aber Kondition haben wir nach der langen Wanderzeit aufgebaut. Wieder einmal kriechen wir dann später in die Schlafsäcke - die Rentiere grasen in der Nachbarschaft. Der Nordkap-Tunnel - an diesem Tag werden wir ihn erreichen. Nach 5 Kilometern stehen wir vor der Röhre, die knapp 7 Kilometer durch das Meer führt. Wir haben immer wieder diskutiert, ob wir durchgehen oder nicht. Wir trampen. Viele Autos fahren nicht, die Saison ist anscheinend vorbei. Aber ein Paar aus Karlsruhe nimmt uns nach wenigen Minuten mit. Nach dem Tunnel hatten wir uns auf entspanntes Wandern eingestellt. Aber nichts da. Es geht sofort wieder bergauf, dieses Mal ohne irgendwelche Markierung. Nach einer Stunde mehr hoch als runter, stehen wir auf einer Strasse. Nach 30 Minunten sehen wir es das erste Mal in der Ferne: Das Nordkap. Es ist schwer zu beschreiben, was wir fühlen. Am ehesten ist es wohl Unfassbarkeit. 1 Jahr Planung, 197 Tage unterwegs, Zehenbrüche, Steinhalden, Gallensteine, Meeresblicke, nahezu 3.700 gewanderte Kilometer - und jetzt sehen wir das Ziel. Vieles werden wir erst später verstehen aber eines ist jetzt schon klar: Alles hat zu unserem Weg gehört: Die getroffenen Menschen, die wunderschönen Landschaften aber auch die Ärtze, Krankenhäuser, einzigartige und auch verzweifelte Momente. Immer mit Blick auf den markanten Felsen, gehen wir noch zwei Stunden die Strasse entlang bis zum Campingplatz. Jetzt sind es noch 13 Kilometer zum Kap. Wir beziehen eine der kleinen Hütten. Die heisse Dusche tut gut. Danach sitzen wir draussen mit dem Ziel im Blick. Zwei Frauen aus Freiburg fahren mit einem VW-Bus vor. Wir rufen rüber, ob sie ein Tannenzäpfle Bier zu verkaufen haben. Nein, das nicht. Aber sie spendieren uns ein Haakon. Ein Schwarzbier aus Tromsø. Wir vertiefen uns ins Gespräch. Diese beiden Frauen kommen wie gerufen - auch wenn sie es nicht wissen können. Wegen dem leckeren Bier, aber vielmehr nimmt uns ihre entspannte und sympathische Art die Nervosität. Wir wollen es uns nicht eingestehen - aber wir sind nervös. Schon morgen könnten wir unser Ziel erreichen. Als sie uns dann noch mit einem speziellen Gerät einen Outdoor-Espresso servieren, ist der Abend perfekt. Vielen Dank. Wir sind gerüstet für die letzten Kilometer. by Danni
Regen, Täler & Geschenke bis zur Dividal-Hütteby Danni In Abisko bleiben wir länger als geplant. Aber dann müssen wir weiter, sonst bekommen wir den Hintern nicht mehr hoch. Wir haben erst nach zwei Tagen Pause gemerkt, wie müde unser Körper ist nach dieser langen Zeit auf Tour. Daher schnürren wir die Schuhe, ausruhen können wir im September genug. Unser nächstes Ziel heisst nun Kilpisjärvi in rund 180 km Entfernung. Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten in den nächsten 10 Tagen, so beladen wir die Rucksäcke mit Zelt, Kocher, Schlafsack und Proviant. Trotzdem bringen unsere Rucksäcke nur leichte 13-15 kg auf die Waage. Mit dem Helsport Zelt tragen wir eines der leichtesten Drei-Saison-Zelte. Zudem haben wir uns in den letzten Monaten auf das Nötigste reduziert. Unser Spruch heisst immer: Jede Erdnuss zählt. Allerdings werden wir in den nächsten Tagen noch merken, dass wir in Bezug auf Proviant mehr Hunger haben, als gedacht. Als wir losgehen, regnet es in Strömen. Die Wolken hängen grau und tief. Es scheint als drohen sie, die Landschaft geräuschlos zu verschlucken. Nachdem wir mehrere Kilometer neben Strasse und Fluss passieren, führt uns der Weg wieder über die Grenze nach Norwegen zur Lappjordhytta. Wir müssen einige Höhenmeter An- und Abstieg meistern, um die Hütte auf norwegischem Grund zu erreichen. Das Hüttensystem ist jetzt etwas anders. Es gibt keinen Hüttenwart. Wir können alle norwegischen Hütten mit einem Schlüssel aufschliessen, den wir vorher für 110.- NK erstanden haben. Es sind einfache aber oft sehr schön eingerichtete Holzhäuser mit Ofen, Gasherd, Kochgeschirr und Toilettenhaus. Meistens liegen sie an einem See oder Fluss. So muss man nur mit einem Eimer das Wasser holen. Das System beruht auf Gemeinschaft und Vertrauen. Denn die Bezahlung erfolgt in Eigenregie via Banküberweisung, bar oder Kreditkarte. In den Schwedischen Hütten haben wir teilweise 420.- Kronen pro Person gezahlt, nachdem wir in den schwedischen Wanderverband eingetreten sind. Fairerweise ist zu erwähnen, dass die Preise nur auf dem Kungsleden so hoch sind. In Norwegen kostet die Übernachtung für Mitglieder nur 150.- Kronen. Morgens hängen die Wolken noch immer milchig schwarz an den Berghängen. Eigentlich steht uns an diesem Tag anscheinend eine der schönsten Etappen bevor. Aber wir gehen die 24 km ausschliesslich durch Nebel und Regen. Ein Blick auf das Bergpanorama bleibt uns verwehrt. Neben dem Wetter, balancieren wir wieder einmal über kilometerlange Steinhalden. Da es seit Tagen regnet, ist der Boden entsprechend aufgeweicht. Schon an diesem Tag geben die matschig, moorigen Teilstücke einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Wir versuchen es mit Fassung zu nehmen und kommen erst spät in der Altavshütte an. Das Holzhaus steht mit toller Aussicht an einem See. Wir sind allein. Nachdem Nicole den Ofen angeschmissen hat, wärmen wir uns auf und liegen früh in unseren Schlafsäcken. Regen prasselt an die Fenster als wir morgens erwachen. Also werfen wir uns wieder in Regenhose und -Jacke und stiefeln los. Freude und Spass macht das natürlich nur bedingt aber was will man machen. Wir wollten ja in die Skandinavischen Länder und da gehört das dazu. An diesem Tag kommen uns mehrere Wanderer entgegen. Wie üblich kommen wir ins Gespräch und es wird sich unter anderem über den Weg ausgetauscht. Wir hören von hüfthohen Flüssen, die es zu durchwaten gilt und ebenso hohen Matschpassagen, die auf uns warten. Das sind ja tolle Aussichten. Auch am Wandertag von der Gaskas- zur Vuomahütte begleiten uns Nebel und Schauer aber nachmittags verziehen sich die Wolken. Nachdem wir wieder einmal lange Geröllpassagen übersteigen, öffnet sich ein wunderschöner Blick. Im Tal vor uns schlängelt sich in der aufkommenden Sonne ein Fluss silber glänzend durch die grün, braunen Berghänge. Alle Anstrengungen der letzten Tage, die Schmerzen und auch Zweifel verziehen sich bei diesem Anblick. Auf einem grossen Stein sitzend, nehmen wir uns an die Hände. Dies ist ein bewusster Moment. Ein Moment indem, dass bisher oft Unfassbare, kurzzeitig bewusst wird: Wir sind in dieses wunderschöne Tal gelaufen, gestartet vor unserer Haustür in Basel. Alle Erlebnisse, egal ob gut oder schwer, waren nötig, um jetzt gerade diese wärmende Euphorie im Herzen zu spüren. Dankbar und glücklich ziehen wir weiter. Die Vuomahütte liegt am Ende des Tals an einem See. Wir finden einen schönen Ort am See und bauen das Zelt auf. Alles könnte perfekt sein, wenn der Hunger nicht wäre. Die letzten Tage haben wir hin und her diskutiert, ob unser Essen reicht. Wir hätten einfach mehr mitnehmen sollen. An der Hütte treffen wir ein sehr nettes finnisches Paar und erzählen von unserem Problem. Er springt vor Freude auf und sagt, dass dies perfekt sei. Denn so habe er einen guten Grund nochmal zu Angeln. Unglaublich aber er versucht wirklich drei Stunden lang für uns einen Fisch zu fangen. Leider klappt es nicht. So müssen wir Reis und Suppe ohne leckere Beilage verspeisen bevor wir uns ins Zelt verkriechen. Nachts höre ich Nicole unruhig werden. Sie hat Hunger. Also verputzt sie ein paar Knäckebrote und kann dann endlich schlafen. Als wir uns morgens von den Finnen verabschieden, drückt sie mir eine Packung Gemüsecurry in die Hand. Wir sind gerührt von dieser Hilfsbereitschaft. Danke!! An diesem Tag liegt die wohl längste und schlammigste Passage vor uns. Daher raten uns alle, nicht dem Wanderweg zu folgen, sondern den Berg östlich zu queren. Anscheinend gibt es Trampelpfade von den Rentieren. Die Wege finden wir nicht und so stochern wir uns knapp drei Stunden den Berghang entlang. Es ist anstrengend. Aber wir sehen viele Rentiere, die uns teilweise aus zwanzig Meter Entfernung neugierig ansehen. Irgendwann erreichen wir den Wald. Hier muss es irgendwo einen Weg geben, der direkt zu einer Brücke führt. Wir finden diesen nicht und schlagen uns durchs Geäst. Doch dann lässt sich Nicole leiten und einige Meter rechts stehen wir auf dem Weg. Als die Brücke überquert ist, verläuft der Weg am reissenden Fluss entlang. Alles ist matschig, teilweise knietief und natürlich beginnt es wieder zu regnen. Wir wollen nur noch die Dividalshütte erreichen. Aber das ist noch ein beschwerlicher Weg. Nach dem Matsch, folgt ein Stück durch niedrig, nasse Waldstücke. Einen Weg gibt es nicht. Meine Fersen, Knie und Zehen schmerzen. Ich könnte heulen, als es dann noch mehrere Hundert Höhenmeter hochgeht und die Hütte einfach nicht auftaucht. Als mich dann noch Mückenschwärme umzingeln, schimpfe ich vor mich hin. Doch dann kommt irgendwann die Hütte, hier brennt schon ein Feuer. Ausserdem hat Vanja aus Basel hier eine Kleinigkeit versteckt. Wir finden hinter einem Bilderrahmen eine Tafel Schweizer Schokolade. Genau was ich jetzt brauche. Danke!! Abends vertilge ich dann die volle Portion Curry und Nicole die doppelte Portion Pasta. Mit vollem Magen sieht doch alles schon wieder viel besser aus. Tiefe Flüsse, Sturm und Fressattacken in Kilpisjärviby Nicole In dichtem Nebel suchen wir uns den Weg von Steinhaufen zu Steinhaufen den Berg hoch. Es eröffnet sich uns eine mystische Aussicht, fast schon etwas gespenstisch. Wenig später stolpern wir über einen Rucksack. Er liegt einfach so da. Kein Mensch weit und breit. Nach genauerer Inspektion sehen wir, dass er gebrannt haben muss. Wie das? Und was macht der hier alleine? Wir suchen in den Überresten nach einem Ausweis, alles was wir finden ist ein Notfallplan mit Telefonnummern. Wir machen ein Foto und gehen zügig weiter. Irgendwie komisch hier oben. Langsam werden wir nervös. Denn heute müssen wir mal einen Fluss durchqueren und wegen dem vielen Regen, wird er wohl Hochwasser haben. Nach 3 Stunden erreichen wir den Fluss. Gute 20 Meter breit! Shit! Unsere norwegische Pilgerin Nan hat uns eingeschärft, immer mit den Schuhen solche Flüsse zu durchqueren, niemals ohne. Denn bei einer solchen Breite, können die Füsse auskühlen und dann wird's gefährlich. Wir ziehen schön brav die Socken aus, steigen barfuss wieder in die Schuhe und steigen hinab in das kühle Nass. Das Wasser läuft von oben in die Schuhe und es wird eisigkalt. Doch es geht ganz gut, bis ich den Fuss zwischen zwei Steinen einklemme und ihn nur mit Mühe herausziehen kann. Dabei lande ich bis zum Po im eiskalten Wasser. Ich bekomme leicht Panik. Danni kommt mir glücklicherweise rasch zu Hilfe und zusammen stapfen wir bis zum anderen Ufer. In Sicherheit, pummt uns das Adrenalin durch die Adern. Wir giessen unsere Schuhe aus und ich ziehe mir neue warme Kleidung an. Weiter geht's in nassen Schuhen, plitsch platsch für die nächsten 6 Stunden. Auch diese Gegend soll wunderschön sein. Tja, leider sehen wir sie in dem dichten Nebel nicht. Als ich meinen Blick kurz hebe, erblicke ich ein Rentier, welches uns auf dem Wanderweg entgegen kommt. Es scheint uns nicht zu bemerken, erst als ich es laut anspreche, bleibt es stehen, schaut und springt in hüpfendem Galopp davon. Die Daertahytta steht erhoben wunderschön. Von weitem können wir sie sehen, doch müssen wir uns noch 4 km über Steine quälen. Als wir eintreten, begrüssen uns zwei sympatische Frauen. Rachel aus Californien und Marianna aus Norwegen. Der Ofen ist an und wir hängen unsere tropfnassen Schuhe und Kleider auf. Nach einer erholsamen Nacht begrüsst uns am Morgen ein mächtiger Sturm. Wow, das bläst nur so um sich und dazu giesst es wie aus Eimern. Wahrlich kein Wetter zum Wandern. Glücklicherweise hat jemand 1 kg Haferflocken in der Hütte gelassen. Wir werden also nicht verhungern wenn wir einen Ruhetag einlegen. Auch Rachel beschliesst zu bleiben - nur Marianna wagt sich in den Sturm hinaus. Wir machen es uns gemütlich in der tollen Hütte und geniessen eine extra Portion Haferflocken mit Fruchtsuppe! Schmeckt himmlisch gut:-) Gegen Nachmittag lässt der Sturm nach und es kommt sogar die Sonne heraus. Nun treffen auch die ersten Wanderer ein, welche sich durch den Sturm und Regen gequält haben. Wir teilen die Hütte mit zwei jungen Finninnen und einer Norwegerin mit Hund. Nebenan ist noch eine Hütte, die sich ebenfalls schnell füllt. Lustigerweise nur mit Deutschen. Wir nennen sie: "The german hut" Die Daertahytta ist eine der schönsten Hütten auf dem bisherigen Weg. Sie hat grosse Panoramafenster mit direktem Blick auf die ringsum weidenden Rentiere. Einfach fantastisch. Doch wir müssen weiter und machen uns am nächsten Morgen auf zur 18 km entfernten Rostahytta. Nach einem steilen Aufstieg geht es 3 km nur über Steine. Der Sturm hat sich zwar etwas gelegt, jedoch kämpfen wir immer noch gegen starke Böen, was die Steinwüsten-Überquerung nicht einfacher macht. Mittlerweile haben wir einiges an Gewicht verloren und so blässt es uns manchesmal fast vom Weg. Dick eingepackt mit Mütze, Handschuhe und Regenkleidung trotzen wir dem Wind und kämpfen uns bis zur Rostahytta durch. Auch diese Hütte ist neu und einfach toll. Hier treffen wir wieder auf Rachel, welche sich entschieden hat umzukehren, um der Flussdurchquerung aus dem Weg zu gehen. In der Hütte treffen wir auf Dog, ein weiterer Schwede der Schweden von Nord nach Süd durchquert. Als wir hereinkommen, sitzt er gerade vor drei offenen Packungen Wander-Essen. "Es schmeckt ekelig!" Mutig probieren auch Danni und Rachel von dem Essen und alle verziehen das Gesicht. Tatsächlich, es ist nicht essbar! Zum Glück hat er genügend anderes Essen dabei, denn auch er muss nun für 10 Tage das Essen dabei haben. Vor der Hütte campt ein junges Paar fröstelnd und nass. Das Thermometer sinkt dramatisch schnell. Jede Stunde zeigt es ein Grad weniger. Bei nur noch 1 Grad, kann ich mich meinem Helfersyndrom nicht mehr erwehren. Ich öffne dem Pärchen eine Hütte - auch wenn sie keinen Schlüssel dafür haben. Dankbar wärmen sie sich auf. Der rasante Temperatursturz beschäftigt alle. Dog hat ein Gps Gerät mit Wettervorhersage. Gespannt hören ihm alle gebannt zu, als er die Prognose für die nächsten drei Tage vorliesst. Heute, -1 Grad, Schnee in der Nacht, Morgen -1 Grad Regen und Schneefall, Übermorgen 0 Grad, Nachts Schnee. Unsicherheit macht sich breit. Wir gehen nördlich und müssen nur noch zwei Tage laufen bis Kilpisjärvi. Das werden wir schaffen. Die anderen gehen in die Richtung von welcher wir gekommen sind. Die Berge sind hoch, das Wasser wird steigen in den Flüssen, es wird eiskalt sein. Welch Glück gehen wir nun ins Dreiländereck, Norwegen, Schweden und Finnland. Voller Elan machen wir uns morgens auf in die Kälte - die Berspitzen um uns herum sind mit Neuschnee bedeckt. Kurze Zeit später stehen wir vor einer Hängebrücke. Ich breche vor Panik zusammen, als ich den rauschenden Bach und das hölzerne Etwas erblicke. Danni versucht mich zu beruhigen. Zitternd stehe ich vor der Brücke und die Tränen kullern über das Gesicht. Doch es hilft ja nichts. Ich besinne mich auf die Kunst der Meditation und beruhige mich langsam. Die Panik ist nur im Kopf, nicht real. Schon Hunderte Menschen sind über diese Brücke gelaufen. Warum sollte sie ausgerechnet bei mir zerbrechen? Einatmen, ausatmen, Konzentration ins Herzzentrum. Danni bringt schon mal die Rucksäcke und Stöcke auf die andere Seite. Mutig klettere ich nun auch auf die Hängebrücke hoch und überquere diese mit schnellen Schritten. Wieder sicheren Boden unter den Füssen, normalisiert sich auch wieder der Puls. Weiter geht es durch wunderschöne Landschaften. Kleine Seen und Regenbogen, Rentiere überall. Plötzlich stehen wir wieder vor einem Fluss. Diesmal nur etwa 3 Meter breit, aber Steine sind keine da über die wir hüpfen könnten. Da wir nicht wieder mit nassen Schuhen laufen wollen, ziehen wir sie aus und die Croocs an. Der Fluss ist ja nicht breit, dass heisst wir werden nicht lange im kühlen Nass sein. Danni geht vor und versinkt bis zu den Knien im Fluss. Ich folge ihr dicht und schwupps sinkt Danni noch ein Stück tiefer und steht jetzt bis zum Po im Fluss. Es sind nur noch zwei Schritte und sie steht auf der anderen Seite. Auch ich tauche ein bis zum Po, doch zwei Schritte später stehe ich auf der sicheren Erde. Durch Regen wandern wir vorbei an Rentierherden bis zum Grenzstein Norwegen - Schweden. Wie ein Wunder hört es auf zu Regnen, die Sonne scheint, der Wind ist in Norwegen geblieben. Beschwingt gehen wir die letzten Kilometer zur Pältsa Fjellstuga. Hier gibt es eine Sauna! Nach 8 Tagen Katzenwäsche, ein absolutes Highlight:-) Es ist wieder kalt und windig am nächsten Tag. Als später noch der Regen einsetzt,wollen wir nur noch ankommen. Aber ein Highlight dürfen wir nicht verpassen. Das Treriksröset! Der Grenzstein des Dreiländerecks Norwegen, Schweden und Finnland. Wir laufen die 14 km ohne Pause zum Grenzstein. Machen ein Foto und gehen die restlichen Kilometer bis zum Bootssteg. Von hier fährt ein Boot nach Kilpisjärvi unserem Endziel auf dem Nordkattlodleden. Das Boot legt gerade an, als wir ankommen, doch nun wartet es zwei Stunden bis die Touristen zum Grenzstein gelaufen und zurück sind. Glücklicherweise dürfen wir im Boot warten mit einigen anderen Hikern, die ebenfalls nach Kilpisjärvi wollen. Eingepackt in alle Kleidung, die wir noch besitzen, trotzen wir der Kälte und dem Regen.
Um 16 Uhr kommen wir in Kilpisjärvi an. Der Ort besteht aus wenigen Häusern und einer Fjellstation. Uns gefällt es hier nur bedingt, ob des nasskalten Wetters oder der absolut nicht eruierbaren Sprache, wir wollen nur eins: weg hier! Der nächste Bus fährt in 40 Minuten nach Tromsö. Dort könnten wir ein paar Tage ausspannen bis wir uns auf die letzten Kilometer zum Nordkap machen! Bevor wir in den Bus steigen, sehen wir das Angebot: Buffet 14.90!! Es gibt sogar frisches Gemüse. Wir zahlen und schlagen uns den Bauch voll. Jede füllt sich drei Teller mit Salat, Gemüse, Fleisch und Suppe. Danke Finnland, für das gute Essen und sorry, dass wir dich nach nur 5 Stunden wieder verlassen. Von Saltoluokta geht's ein Stück weiter mit dem Boot. Danach rüsten wir uns um wieder über die Baumgrenze zu steigen. Das Boot ging erst am späten Morgen, so quälen wir uns bei 30 Grad Mittagshitze den Berg hoch. Selbst die Schweden sagen, dass die Wärme ungewöhnlich ist. Aber keine Sorge, wir reden hier nicht über Höhenunterschiede wie in den Alpen. Sondern nach 400 Höhenmetern stehen wir im baumlosen Fjäll. Wir sind trotzdem froh oben zu sein, denn das heisst weniger Moskitos, tiefere Temperaturen und schönere Aussicht. Nach ca. 8 km merken wir, wie klein die Welt ist: Mitten im schwedischen Gebirge, hören wir eine Stimme "Danni" rufen. Wir reagieren erst nicht, das kann ja nicht sein. Aber tatsächlich treffen wir Kathrin, eine Bekannte, die Danni schon ewig nicht mehr gesehen hat. Verrückt. Nach vier Stunden kommen wir erschöpft wieder an einen See und histen die weisse Flagge. Das Zeichen für den Hüttenwart der Teusajaure uns am Ufer mit dem Boot abzuholen. Die Überfahrt ist kurz aber sehr schön, da der See von hohen Bergen eingefasst ist. Angekommen und Stockbetten bezogen, eilen wir sofort in die Sauna. Es ist zwar total heiss aber in der Sauna können wir uns waschen. Den Abend sitzen wir mit der Schwedin Betty mit einem Bier am See. Ein wunderbarer Augenblick. Am nächsten Morgen geht es wieder Bergauf. Heute gehen wir die 25 km bis zur Singi Hütte. Der Weg führt uns über steinige Wege und kleine Flüsse. Unsere Füsse brennen in den letzten beiden Stunden. Grundsätzlich ist es ja so, dass fast immer irgendwo was weh tut. Andere Wanderer geben uns bestimmt recht, dass die letzte Stunde - egal wieviel Kilometer zurückgelegt werden müssen - oft eine Qual ist. Wahrscheinlich weil der Kopf schon am Ziel sein will. In Singi angekommen, verkriechen wir uns in die Hütte. Waschen geht im Fluss, was grundsätzlich kein Problem ist. Der Ort liegt wunderschön aber auch an einem stillen Gewässer. Mückenschwärme zwingen uns so zu einer Katzenwäsche mit Wasserschüssel im 8 Bett Zimmer. Nach dem anstrengenden Tag träumen wir beim obligatorischen Nudelessen von einem SPA mit Whirlpool, Massagen und kühlen Drinks. Die Nacht ist kurz aufgrund von laut schnarchenden Zimmergenossen. Die nächste Etappe führt uns 13 km zur Sälka-Hütte. Eigentlich wollen wir weiter, beschliessen aber hier zu bleiben. Der Hüttenwirt begrüsst uns mit "Welcome on the Hiking Highway." Oh Mist, es gibt sie also wirklich die Wanderautobahn. Wenn es schon ein Hüttenwirt so benennt, muss ja was dran sein. Bei der Hütte laufen viele Wanderwege zusammen. Hier durchläuft der Kungsleden die meist begangene Route via den höchsten Berg Schwedens Kebnekaise. Die über 65 Schlafplätze werden jetzt minütlich vergeben. Wir sitzen mit Regenjacken und unseren G-1000 Fjällräven Hosen draussen - da kommen die Stachel der Moskito nicht durch. Wir beobachten die Szenerie: Menschen aus allen Teilen der Welt kommen mehr oder weniger fit bei der Berghütte an. So vielseitig wie die Nationalität, ist auch die Ausrüstung. Von Turnschuhen, Gummistiefeln und Hochgebirgs-Tretern ist an Schuhwerk alles dabei. Manche Hiker schleppen 40 kg, andere nur 10 kg. Mutige trotzen mit Hotpants den Mücken, andere schützen sich mit Gaiters und Ganzkörpernetzen. Viele brechen spätestens hier ab, wie der Hüttenwirt erzählt. Anscheinend unterschätzen viele den Weg und überschätzen ihre Physis. Die Nacht verbringen wir mit sechs Leuten auf sechs Quadratmetern. Die Fenster haben keine Mückennetze und bleiben daher geschlossen. Nachdem die Raumtemperatur auf Wüstenniveau angestiegen ist und sich die Schnarcher melden, flüchtet Danni mit Schlafsack auf den Küchentisch. Aber da bei so vielen Menschen, immer einer aufs Klo muss, verbringt sie eine weitere schlaflose Nacht. Apropos Klo, es erübrigt sich genauer zu beschreiben, wie die Plumsklos bei diesen Menschenmasse und warmen Temperaturen riechen. Aber wir wollen nicht meckern, sondern lieber handeln. Wir müssen so schnell wie möglich nach Abisko. Ab hier soll es einsamer werden. Wir werden dann auch wieder im Zelt schlafen, was uns unabhängiger macht. Und eins soll gesagt sein: Die Natur mit den Farbkontrasten und dem Spiel zwischen Fels, Grün und Wasser ist bemerkenswert schön und in den Alpen sind die bekannten Wege genauso voll. Trotzdem gehen wir am nächsten Tag zwei Etappen auf einmal, überqueren den höchsten Punkt des Kungsleden, durchwaten Flüsse, kraxeln kilometerlange Steinpassagen um nach 27 km auf dem Zahnfleisch bei der Alesjaure Hütte anzukommen. Betty ist schon da und hat für uns drei ein Vierbett-Zimmer reserviert. Perfekt. Hier können wir uns nach dem obligatorischen Saunaritual duschen und es hat einen Hüttenshop mit kaltem Bier. Es ist hier zwar auch voll aber es gibt mehrere Hütten. Unsere Wanderwelt könnte jetzt wieder Rosarot sein. Aber Nicole liegt plötzlich mit 40 Grad Fieber und Magenkrämpfen im Etagenbett. Die Angst holt uns ein. Ist es wieder eine Gallenkolik? Das Fieber geht aber schnell runter aber es bleibt die Magen-Darm-Problematik. Die ganze Nacht und auch am Folgetag, den wir beschliessen zu pausieren, sitzt sie mit einem Schal als Atemschutz im Plumsklo-Häuschen. Am Morgen geht es Nicole nur wenig besser, die 28 km bis Abisko kann sie nicht laufen. In den letzten Tagen haben wir immer wieder Leute beobachtet, die sich mit den Helikopter abholen liessen. Wir entdecken, die Preise sind im Vergleich akzeptabel. Als Danni noch ein Paar aus der Nähe von Frankfurt trifft, die auch schnell ins Tal müssen, treffen wir spontan die Entscheidung, unsere Wanderung mit einem Helikopter-Flug zu bereichern. So fliegen wir über das schwedische Gebirge in 12 Minuten hinunter nach Abisko. Die Aussicht ist der Wahnsinn. Abisko ist von Wasser und Bergen umgeben. Hier starten die meisten Wanderer ihre Tour auf dem Kungsleden. In dem kleinem Ort wimmelt es vor Menschen. Die Preise sind entsprechend gesalzen aber nichtsdestotrotz: wir geniessen unser Doppelzimmer mit fliessend Wasser und eigenem WC. Hier werden wir nun ein paar Tage bleiben. Nicole geht es schon viel besser und wir planen unsere nächsten Wandertage auf dem Wanderweg Nordkalottleden, der uns durch das Dreiländereck Schweden, Norwegen und Finnland führt. Luftlinie Abisko - Nordkap: 400 km. by Danni
In Kvikkjokk es geht weiter auf dem Kungsleden, mit Ziel Abisko. Hier sehen wir einige NewHiker. Ohjeee wird es nun voll? Gibt es doch sowas wie eine Hikerautobahn? Wir wollen noch bis zur ersten Hütte, nach Parte, 16 km. Nach 2 Stunden hören wir uns fluchen. Was für ein Weg!!! Tausend Steine und Wurzeln gilt es zu übersteigen, zu umrunden oder auf ihnen hin und her zu hüpfen! Und als wäre das nicht genug, noch die tausenden von Moskitos die uns liebend gern als Blutspendende Opfer hätten. So stapfen wir durch den Wald mit Netz über dem Kopf. Unsere Laune sinkt dramatisch und wird auch nicht besser als wir in der Hütte angekommen sind. Die Hütte liegt schön an einem See. Aber keine Chance, da zu baden. Die Moskitos würden uns auffressen! Wir sind nun definitiv nicht mehr allein unterwegs. Viele Sind mit Zelt unterwegs und campen um die Hütte herum. Als Abends um 21 Uhr noch zwei total erschöpfte Japanerinnen eintreffen, ist uns klar: wir wird voller. Auch am nächsten Tag ist unsere Stimmung im Tiefflug. Soll das jetzt so weiter gehen? Der Stugwart der Hütte hat uns erklärt, dass die Wege wegen der vielen Leute so abgelaufen sind und darum die ganzen Steine und Wurzeln herausragen. Die Natur ist schön, wirklich. Aber wir können es gerade nicht so geniessen. Ein mentals Tief hängt in unseren Köpfen. Wir laufen ohne viele Worte, jede in Gedanken versunken. Bevor es zur nächsten Hütte geht, müssen wir einen See überqueren. 3 km rudern, wenn man Pech hat sogar 9 km. Warum? Es gibt drei Boote. An jeder Seite muss immer mindestens eines stehen. Wenn nur eines da ist, müssen wir erst rüber rudern. Ein zweites Boot anbinden und zurück rudern. Dann ein Boot dort lassen und wieder zurück rudern. Als wir am Ufer ankommen, ist kein Boot da. Das heisst, es ist gerade wer unterwegs. Ein paar Minuten später kommt einer mit dem Boot angerudert. Ok, ein Boot. Würde für uns heissen; drei mal rudern. Eine halbe Stunde später kommt noch ein Ruderer. Cool, jetzt müssten wir nur ein Mal rudern. Danni will, Nicole nicht. Denn sie hat gesehen, dass in einer knappen Stunde ein Motorboot fährt. Wir entscheiden uns für das Motorboot und Danni geht stattdessen schwimmen. Wenig später kommt wieder ein Ruderboot, das dreht sich immer wieder im Kreis. Als er ächtzend an uns vorbeirudert, will Nicole ihn motivieren und ruft ihm ein: "you will do it!!" zu. Der Arme packt sich ein zweites Boot und rudert damit wieder los. Das sieht noch schlimmer aus und wir fragen uns, warum er sich das antut. Es fährt ja bald ein Motorboot. Ein Same holt uns pünktlich ab und bringt uns für umgerechnet 20 Euro auf die andere Seite. Wir flitzen an dem italienischen Kreisruderer mit den zwei Booten vorbei. Er ruft uns zu: " it' s my first time" ( ich rudere zum erstenmal) "oh yes. We can see! " Und alle müssen lachen. Bei der nächsten Hütte angekommen, fragt uns die Stugwartin, ob wir noch ins Delta wollen. Das Delta soll besonders schön sein. Doch wir verneinen. Ah, dann wollt ihr bestimmt auf den Berg Skiff? Das ist ein Berg, von dem man eine grandiose Aussicht auf das Delta haben soll. Auch das verneinen wir. Sie schaut uns stirnrunzelnd an. Wir wollen kein Sightseeing, wir wollen nur weiter Richtung Norden. Manche mögen nun sagen: sind die bekloppt? Lassen die Hotspots einfach links liegen. Ja, richtig. In dem Moment fühlen wir uns nicht danach. Unser Geist muss sich immer noch daran gewöhnen, dass nun viele Wanderer unterwegs sind. Für uns gerade etwas zu viel Trubel. So verkriechen wir uns in die Hütte. Ein sympathischer Franzose hat sich ebenfalls hier versteckt und so schweigen wir harmonisch beim Abendessen. Am nächsten Tag geht es nur 9 km. Da die nächste Etappe 22 km lang ist, müssen wir den kurzen Tag einlegen. Zudem wird es dort weniger Leute haben, da die Hütte für Camper nicht attraktiv sein soll. Wir erklimmen die gut 500 Höhenmeter in Rekordgeschwindikgeit und geniessen oben angekommen einen Moskito freien Kaffee. Drei Männer mit riesen Rucksäcken kommen uns entgegen. Wir hören, dass sie deutsch sprechen und fragen wohin es mit solch grossen Rucksäcken denn geht. Ihre Antwort: "in den Sarek!" Ahja, das ist ja hier. Der Kungsleden führt ein kleines Stück durch den Sarek. Der Sarek ist ein Nationalpark, indem keine Hütten sind. Vor unserer Tour las ich einiges über den Sarek in verschiedenen Internetforen. Besonders bei Deutschen und Schweizern scheint dieses Gebiet hoch im Kurs zu sein. Wir treffen später noch einige mit schweren Rucksäcken, zotteligen Bärten und einem grossen Messer im Schafft, welche auf dem Weg in den Sarek sind. Das lustige daran ist, dass sie nicht einfach sagen:"wir gehen in den Sarek Nationalpark." Sondern betonen den Namen Sarek, als wäre es die letzte Wildnis auf Erden. Fragen wir jedoch Schweden nach dem Sarek, betonen sie auch wie schön es dort sei, aber gefährlich oder einsam? Nein, nun wirklich nicht;-) Auf 13 Uhr haben wir eine Bootsüberfahrt bestellt. Als wir eine Stunde zufrüh am Steg ankommen, sind da bereits eine dänische Mutter mit ihrer Tochter. Sie kochen gerade Kaffee und laden uns zu einem ein. Pünktlich holt uns wieder ein Same mit seinem Boot ab und wir fahren gemütlich an das andere Ufer. Seine Frau hat gerade Fladenbrot gebacken, von welchem wir natürlich gerne was mitnehmen. Bei der Hütte geniessen wir die Ruhe und das Alleinsein. Zumindest für ein paar Stunden bis weitere Wanderer gegen Abend eintreffen. Eine deutsche Vater-Sohn Truppe mit einem sixpack Bier findet sich noch ein und wir lauschen gegenseitig von unserern Erlebnissen. Spät Abends kommen zwei Schwedinnen, Ulrika und Betty. Am nächsten Morgen machen wir uns auf die 22 km bis Saltolukta, einer Fjällstation mit Hotel und Restaurant. Dort treffen wir auf Betty und Ulrika und beschliessen spontan zusammen ein Zimmer zu nehmen. Da wir schon viel über das Abendessen im Hotel gehört haben, wollen wir dies natürlich testen. Wir werden an einen Tisch gebeten und lernen neben einem weiteren schweizer Vater-Tochter Gespann, noch Bertrand und Lucille aus Grenoble kennen. "The french couple" wie wir sie später nennen, treffen wir ab nun fast täglich! Die beiden sind super lustig und genau so verrückt wie wir. Denn sie haben ihre Wohnung aufgelöst, die Jobs gekündigt und reisen nun 1 Jahr um die Welt, oder sollten wir besser sagen, wandern um die Welt! Bonne Route! by Nicole
Der Kungsleden ist eine Hiker Autobahn! Die Wege sind breit und ausgelatscht! Es ist öde und überhaupt nicht anspruchsvoll! Diese Sätze haben wir im Vorfeld über den Kungsleden gehört. Welch ein Glück haben wir nicht auf diese Alleswisser gehört. Denn es ist schlicht und einfach falsch! Der Kungsleden ist einer der schönsten Tracks, die wir je gelaufen sind. Jeder Schritt, jede Mühe und Anstregung haben sich gelohnt, um diese fantastische Natur zu sehen. Mehr noch, sie zu spüren, erleben, in ihr unterwegs zu sein:-) wir gehen den Nördlichen Kungsleden von Hemavan nach Abisko. Da zwischen Ammarnäs und Kvikkjokk kaum Hütten sind, werden wir diese Strecke mit dem Bus fahren. Von Kvikkjokk geht es dann weiter zu Fuss nach Abisko. Insgesamt ca 20 Wandertage. Hemavan ist ein typischer Skiort. Im Sommer eher ausgestorben und nur wir und ein paar Touris verirren sich in den Ort. Da wir am ersten Tag gerade mal 11 km gehen bis zur ersten Hütte, lassen wir es langsam angehen. Der Besuch im Supermarkt lässt uns etwas verzweifeln. Alles neue Produkte! Gab es in Norwegen super Hafer in Portionen, suchen wir uns hier vergebens ab. Alles?riesen Packungen! Da wir die Tracking Nahrung auf Grund zu hohen Fettgehalts nicht essen, kaufen wir Spaghetteria Carbonara (leider die einzige Verfügbare Sorte) und Kartoffelstock. Diesen mischen wir jeweils mit einer Suppe, so lässt es sich auch im Geschmack variieren;-) auch eine Gurke und Äpfel sowie Müsliriegel finden Platz im Foodbeutel. Die nächsten 6 Tage muss das reichen. Auf den Hütten gibt es zwar Essen zu kaufen, ist aber natürlich um das vielfache teurer. Muss ja auch mit dem Helikopter hoch gebracht werden. Nach dem Frühstück besorgen wir uns noch schwedisches Mückenspray und machen uns dann auf zur ersten Hütte auf dem Kungsleden. Steil geht es nach oben bei wunderbarem Sonnenschein, schön in der Mittagshitze:-) Lieben Dank an unseren Blogleser Achim aus Köln. Danke, dass du dem Wettergott Bescheid gegeben hast, dass wir nun in Schweden sind. Seither ist das Wetter wieder top! Oben angekommen kommen uns plötzlich einige Touristen entgegen. Wo kommen die denn her ? Da fällt unser Blick auf eine Sesselbahn! Hätten wir das mal vorher gewusst. Nach weiteren Kilometern sind wir alleine und wir biegen um einen Berg herum. Wow! Was für ein Blick in ein unbeschreiblich schönes Tal! Mit Worten kaum zu erfassen. Wie war das nochmal? Öde? Nix davon ist zu sehen! Wir erreichen die erste Hütte und lassen uns vom Hüttenwart alles erklären. Das Wasser muss selber aus dem Bach geholt werden. Das Abwasser wieder speziell entleert werden und natürlich wartet draussen ein Plumsklo auf uns. Die Hütten aber sind toll! Super schön und gemütlich, grosse bequeme Betten und es gibt wie gesagt einen kleinen Shop. Essen haben wir ja genug aber unseren Glust nach einer Fanta lässt sich so stillen und wir sind einfach nur glücklich. Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf. Denn heute sind es 26 km bis zu unserem Tagesziel. Man könnte auch nach 12 km wieder in eine Hütte, dass ist uns aber etwas zu kurz, warum wir uns für die lange Etappe entschieden haben. Morgens geht es weiter durch das Tal. Am See haben einige mit ihrem Zelt übernachtet. Wahrlich ein grandioser Platz dafür! Wir sind fast allein in dieser wunderbaren Natur nur einzelne Wanderer kommen uns entgegen. Jaja eine Hikerautobahn:-) nach mehreren Auf- und Abstiegen, kommen wir zur Syterhytta, welche wir nur passieren. Durch einen Birkenwald geht es wieder hinunter zu einem grossen See. Der Weg fürht über kleine Inseln, die jeweils mit Brücken auf die andere Seeseite verbinden. Es windet stark, die Hängebrücken schwanken im Wind. Für mich ist es wahrlich kein Vergnügen, denn ich habe Höhenangst. Mutig überschreite ich in schnellem Tempo mit Blick nach oben die erste Brücke. Sie schwankt heftig im Wind und ich halte mich am wackeligen Geländer fest. Geschafft! Ausatmen. Nächste Brücke! Nach fünf Brücken ist es denn geschafft! Wir sind am anderen Ufer angekommen. Die letzten 8 km bis zur Hütte ziehen sich. Es geht zwar schön den Fluss entlang, doch der Wind zerrt an unseren Nerven. Erschöpft angekommen, erwartet uns eine herzliche Herbergsmutter. Sie erklärt uns, dass man beim Fischer unten am See, frischen Fisch kaufen kann und fragt uns, wann wir in die Sauna möchten. SAUNA???? Jetzt, sofort! Die ganze Anstregung ist wie verflogen. Flugs zwei Fische gekauft und dann ab in die Sauna. Ein nettes schwedisches Pärchen erklärt uns wie das genau läuft. 1. man geht nicht nackt, Unterhose und BH müssen anbehalten werden. 2. um den Holzofen befindet sich ein Wassertank mit dessen heissem Wasser man danach eine schöne warme Dusche geniessen kann. 3. Zur Abkühlung springt man natürlich in den 7 Grad warmen See. Nach der Sauna stehe ich mit den zwei Fischen in der Küche. Erst jetzt merke ich, dass die noch ganz sind. Welch Glück, der nette Schwede freut sich ungemein einer Schweizerin die Kunst des Fischeausnehmens beizubringen:-) Auch Knoblauch gibt er mir noch dazu und bald sitzen Danni und ich vor lecker gebratenem Fisch mit Kartoffelstock. Von der Tärnasjöhytta geht es weiter zur Servehytta, 14 km. Hört sich wenig an, ist aber anstrengend. Ein Auf und Ab durch wunderschöne Natur. Die Servehytta befindet sich weiter unten und somit auch in dem Gebiet der Mücken. Es ist das erste Mal, dass wir die lästigen Zeitgenossen kennenlernen. Ohne Mückennetz lässt es sich draussen nicht aushalten und so bleiben wir in der Hütte und gehen nur nach draussen wenn die Blase drückt;-) Das Herbergspaar ist erst etwas zurückhaltend, doch Abends kommen wir ins Gespräch. Bis ans Nordkap? Wir machen uns ein Bild von dem Weg auf der grossen Landkarte. Uns wird klar, wir sind schon weit im Norden! Von der Servehytta zur Aigerthytta werden wir erst von Mücken verfolgt. In Highspeedtempo rasen wir schon fast den Berg hoch, in der Hoffnung, dass oben keine Mücken mehr sind. Tja, leider Pech gehabt. Wir geniessen trotzdem die grandiose Aussicht. Der Rest der Etappe ist einfach nur Genuss. Traumhaft schön! Auch die Mücken sind auf der anderen Bergseite geblieben.Kurz bevor es hinunter zur Hütte geht, hören wir Glocken. Ich sage zu Danni: "Du, da müssen irgendwo Kühe sein. Siehst du sie?" Als ich durch die Kamera schaue, erblicke ich eine ganze Gruppe Rentiere!!! Klar, nicht Kühe, Rentiere!!!! In der Aigerthytta gibt es wieder eine Sauna. Diese müssen wir uns aber verdienen. Jede und Jeder muss erst Holz hacken! Bevor es in die Sauna geht, trinken wir einen Tee mit Helena aus Schweden und Hanna aus Deutschland. Helena war noch nie in einer Sauna!! Als Schwedin! Für uns natürlich klar, dass sie heute mit muss;-) zu Viert sitzen wir bald da und schwitzen vor uns hin als die Tür aufgeht und noch ein Mädel Platz nimmt. Die Schwedin mit iranischen Wurzeln plabbert gleich drauf los. Sie ist Trailrunnerin und ist die ganze Strecke in zwei Tagen gelaufen. Die Stimmung könnte nicht besser sein. Danke für diese wunderbaren Momente. Wir grüssen alle herzlichst aus Schweden, denn auch hier gibt es Wege Richtung Norden. Natürlich haben wir Norwegen mit einem weinenden Auge verlassen - aber wir kommen ja wieder. Ausserdem ist es toll in Schweden etwas mehr als geplant zu wandern und das Land besser kennenzulernen. Wie kommt es nun dazu? Wir gingen in Trondheim zum DNT (Norwegische Wanderverband). Hier erzählten wir unsere Geschichte: In Basel gestartet, zwischendurch gestoppt von Hüfte, Füssen und der Galle aber 2.500 km geschafft und noch immer haben wir Bock auf Wandern. Aber mit der Einschränkung nicht mehr so viel tragen zu können. Wir haben es probiert und Nicoles Hüfte meldete sich nach wenigen Tagen. Die nette Dame sagt uns, was wir eigentlich schon wussten: Wenn wir in Norwegen weitergehen, heisst das teilweise Proviant für 10-15 Tage mitschleppen und Zelt plus Kocher, Brennstoff, Schlafmatte müssen mit. Erstes Problem: unsere Zeltausrüstung liegt gerade in Olso im Pilgerzentrum und die grossen Rucksäcke haben wir in "weiser Voraussicht" nach Hause gesendet - schliesslich sollte in Trondheim Schluss sein. Zweites Problem: Nicole darf nicht mehr so viel tragen und Danni kann nicht Zelt plus den kompletten Proviant für zwei Wochen/zwei Personen tragen. Drittes Problem: Die Zeit wird knapp. Nochmal nach Oslo fahren, um Zelt und Co. abzuholen, kostet uns ein paar Tage extra. Viertes Problem: das Geld wird knapp. Entweder geht es mit dem Zeug, was wir dabei haben oder nicht. Neu kaufen kommt nicht in Frage. Also was ist die Lösung? Schweden! Kungslegen. Dieser knapp 450 km lange Wanderweg geht weiter östlich auch in Richtung Norden, ist mehr belaufen und hat eine bessere Infrastruktur am Weg mit Hütten, Proviant etc..Also genau passend für körperlich leicht lädierte Walking North Girls. Wir starten den Weg in Hemavan und gehen 20 Etappen Richtung Norden. In Abisko schauen wir dann, wie es weitergeht. Grossen Dank an das Pilgerzentrum, die uns die Zeltausrüstung in der Zwischenzeit senden. Denn je näher wir dem Ziel kommen, desto mehr benötigen wir das Zelt. Aber es sind dann nur noch wenige Wochen. Das müssen Füsse, Galle und Hüfte einfach überstehen. Von Höhe
wie im "wahren" Leben, gibt es auch bei so einem Projekt viele Hürden. Nicht die Anhäufung gelaufener Kilometer bringt uns dann dem Ziel näher, sondern die Flexibilität und Entschlossenheit eine Lösung zu suchen, um die Hürden zu bewältigen. Nachdem wir Stefan und Kathrin verabschieden, meldet sich Ines, eine Österreicherin per Facebook bei uns. Sie war erst zu Fuss auf dem sogenannten NPL unterwegs (Norwegen der Länge nach durch wandern). Nach zwei Wochen schmerzte ihr Bein, so dass sie spontan umsattelte und nun mit dem Radel ans Nordkap fährt. Spontan laden wir sie ein, die Hütte mit uns zu teilen. Drive Ines Drive!!! Auch für uns geht's dann weiter. Nach einem Tag fast nur auf Schotterstrassen, erreichen wir erschöpft den alten Hof Haeverstoelen. Eine Herberge in sogenanntem Stabur. Es ist urgemütlich als wir den Holzofen in dem mittelalterlichen Hof zum Brennen bringen. Abends wird es immer noch kalt. Da freuen wir uns, wenn es was um Anfeuern in der Unterkunft gibt. Falls nicht, hilft nur Fleece und Daunenjacke übereinander anziehen. Wir bedienen uns auch an denen zum Kauf stehenden Lebensmitteln. Danni gönnt sich zwei Kekse und ein Stück Käse. Was ein Luxus. In den Hütten stehen oft Konserven zum Kauf bereit. Aber wir schleppen unser Essen mit, da Nicole kein Fett essen darf. Nur so können wir sicher sein, dass sie nichts Falsches ist. Unser Speiseplan besteht aus Haferbrei, Gemüse, Pasta und griechischem Joghurt. Das in Norwegen bekannte "Real Tur Mat" Wanderessen wiegt zwar nichts, aber kommt wegen fast 25% Fettanteil nicht in Frage. Also haben wir ein paar Kilo mehr dabei aber die Galle dankt. Elisabeth, eine norwegische Pilgern, teilt mit uns den Abend. Sie hält sich fest an dem leckeren Schwarztee mit Citrone. Elisabeth kommt aus dem Süden Norwegens. Mit einer Freundin wanderte sie zwei Tage über das Fjell. Begeistert von der Landschaft und dem Olavsweg, entschied sie sich spontan den Rest des Weges auch zu gehen. Sie fuhr mit dem Zug 7 Stunden zurück, packte den grossen Rucksack und wieder zurück! Ja, so muss das sein:-) Bei Sonnenschein geht es am nächsten Tag weiter zum Hof Meslo Gård. Hier gibt es zwei Wegvarianten: Über dunkle Waldhänge oder am Fluss Orkla entlang. Wir entscheiden uns für den in der Sonne glitzernden Fluss. Pünktlich zur Mittagszeit entdecken wir einen Fischerunterstand inklusive Elchkopf über dem Eingang. Schade, dass wir keine Ahnung vom Angeln haben, hier hätten wir unsere Fische gleich grillen können. Nach einem schönen Wandertag erreichen wir dann Meslo Gård. Ingrid betreibt alleine den Hof. Als Pilgerherbergen dienen zwei alte, aber renovierte Stabur (Holzhäuser). Wir bekommen unser eigenes und geniessen es sehr:-) von einem lieblichen Bäääh aus der Hütte gelockt, entdeckt Nicole ein Baby Schaf. Ingrid fand es alleine im Wald und zieht es nun bei sich auf. Schafe sind einfach cool! Auch Karen mit ihrem Pferd holte uns wieder ein. Sie kommt doch nicht so schnell vorwärts. You know, the horse could eat the hole day long;-) Beruhigend, dass auch Pferde den Weg anstrengend finden und auch immer Hunger haben. Von Meslo Gård geht es erst zu einem weiteren Highlight des Weges. Die Rennebu Kirke. Um zu dieser Y-Kirche zu gelangen, quälen wir uns über 7 km Asphalt. Da wir spät aufgestanden sind, öffnet das dortige Pilgerzentrum gerade als wir ankommen. In diesem befindet sich auch ein Musuem über den Detailhandel aus dem letzten Jahrhundert. Beim Wandern über die öde Strasse haben wir von Kaffee und Waffeln geträumt. Und sieh da: Wir wurden erhört. Im alten Shop duftet es nach Waffeln. Mmmmmhhhhh lecker. Die Freude ist gross als Nan, eine norwegische Pilgerin, das Zentrum betritt. Nan haben wir noch vor dem Dovrefjell kennengelernt und einige Abende mit ihr verbracht. Nan sieht sofort, dass es Danni nicht ganz gut geht. Auszug aus Dannis Tagebuch: Seit fünf Monaten sind wir nun unterwegs und haben beide über 2.000 km gewandert. Jeden Morgen, auch in den Tagen als die Krankheiten uns aufhielten, war ich motiviert, glücklich und zuversichtlich. In den letzten Tagen habe ich nur mit Mühe meinen Rucksack gepackt. Erstmals kommen mir Gedanken, warum ich mich überhaupt so quäle, ob ich auf dem Weg finde, was ich suche. Was hat mir das ganze Projekt bisher gebracht? Und überhaupt, warum kann ich jetzt nicht irgendwo mit einem Drink am Meer liegen? Aber jetzt genug mit dem Trübsal. Ich kann so dankbar sein für das, was wir bisher erleben durften. Auch meine Eltern und Schwestern sagen mir dies und zeigen mir auf, das Aufgeben nicht in Frage kommt. Also, Schuhe an, Blick nach vorne und weiter geht's.... Auf dem Weg nach Segard Hoel, gehen wir durch ein Waldgebiet, über uns hängen die dunklen Wolken wie Blei. Wenige Sekunden, nachdem wir gemerkt haben, dass keine Vögel mehr zwitschern, keine Glocken von Schafen mehr ertönen, ergiesst sich ein Hagelsturm über uns. Glück, keine 20 m von uns entfernt befindet sich eine Herberge, in der wir Schutz suchen. Mit einem aufgewühlten Gefühl, dem Hagelsturm entkommen zu sein, gehen wir flotten Schrittes nach Segard Hoel. Angekommen, sehen wir eine kleine Holzhütte neben der eigentlichen Herberge. Zwei Pilgerinnen sind bereits da und haben es sich in der Hütte bequem gemacht. Insgesamt 6 Betten stehen darin zur Verfügung. Die Herbergsmutter bittet uns in die richtige Herberge und dort eines der vielen Zimmer auszusuchen. Nach drei Schritten im Haus, wird Nicole sofort klar, hier schläft sie nicht! Gerade die sensitive Nicole spürt die Geschichte des dunklen und knatschenden Gebäudes mit jedem Atemzug. Auch die anderen Pilgerinnen wollen nicht hier schlafen und so quetschen wir uns zu sechst in die Hütte. Richtig cosy! Nach Gumdal sind es am nächsten Tag 28 km. Um 6 Uhr laufen wir los und erreichen nach einem Tag Highspeed-Laufen die Hütte. Diese ist wunderbar eingerichtet. Viel gibt es zum Weg nicht zu sagen, ausser viel Asphalt! Die vorletzte Etappe geht dann kräftig durchs Moor. Es hat die ganze Nacht geregnet, so dass wir die Wasserdichte unserer Schuhe perfekt testen. Vereinzelt liegen Holzbohlen über dem Knöchel hohem Nass aber nachdem wir die Grenze zur Kommune Skaun überquert haben, heisst es stundenlanges, kräftezehrenden Moorstapfen. Die Kräfte sind aufgebraucht als wir in Skaun ankommen - aber die Socken sind trocken. Jetzt sind es nur noch zwei Tage bis Trondheim und ein wenig Nautic steht am nächsten Tag an. Die 20 Kilometer haben uns wieder ans Meer gebracht. Das Wetter ist schlecht aber wir ziehen den Duft nach Salz, Algen und Wasser genüsslich ein. Nach 5 Wochen kreisen wieder die Möwen über uns, als wir am frühen Nachmittag die Fährstelle Gauda erreichen. Hier erwartet uns John von der Pilgerherberge Sundet Gård. Mit vollbepacktem Boot rudert er uns sicher über den reissenden Fluss, während die Flut und deren Strömung am Boot zerren. Aber wir kommen heile auf die andere Seite, wo die Unterkunft schon auf uns wartet. Früh geht es auf zum Nidarosdom in Trondheim, unserem Ziel! 10 km vor Trondheim kommen wir über eine Hügelkuppe und Trondheim zeigt sich in wunderbarem Licht. Wir gehen schnell, wollen ankommen und doch bremst uns etwas. Ankommen, das Ziel erreichen. Ist es wirklich zu Ende? Unsere Herzen wollen weiter! Die letzen 5,6 km gehen wir schweigend. Jede still in ihren Gedanken. Wir wollen ankommen und dann entscheiden, ob es weiter geht. Im Pilgerzentrum werden wir herzlich empfangen von Marco und Vittoria, dem holländisch- italienischen Pärchen deren Wege unsere immer wieder kreuzten. Danke für diesen herzlichen Empfang! Auch die Zentrumsleitenden können es kaum glauben, dass wir von Basel aus gelaufen sind. Nach dem Erhalt des Olavsbriefe, nimmt uns der Priester mit zum Dom. Wir steigen Treppen hinauf und er führt uns durch dunkle Geheimwege bis wir uns in einer Kapelle wiederfinden. Hier zündet er die Kerzen an und spricht einen Segen auf Norwegisch. Einzigartige Schönheit zeigt sich uns. Uns beiden wird klar, wir haben es geschafft! Tränen laufen Nicole übers Gesicht, dankbar und glücklich hier zu sein. Danke für den schönen, einzigartigen Moment! Vielen Dank an Euch alle für die vielen Worte und lieben Nachrichten in den letzten fünf Monaten. Ihr seid im wahrsten Sinne mit uns durch Höhen und Tiefen gegangen. Tausend Dank!
Aber soll jetzt wirklich Schluss sein?? Nein, wir wollen noch nicht aufhören. Wir fühlen uns gut und haben noch nicht genug. Die letzten Tage haben wir gegrübelt, geplant und diskutiert. Die Lösung steht, wie wir weitermachen. Schonmal soviel: Das Nordkap bleibt das Ziel und wir ziehen auch die Wanderschuhe nicht aus! Wir haben einen Weg gefunden, den wir mit kleinen Rucksack gehen können. Füsse, Hüfte, Galle - allen geht es gut aber auch weil wir ohne Zelt etc weniger tragen müssen. Wir schaffen es nicht mehr die komplett, verbleibende Reststrecke total zu gehen. Aber das ist nach allen Problemen und Tiefpunkten auch nicht mehr unsere erste Priorität. Wir gehen soviel, wie wir können und sind dankbar für jeden Tag auf dem Weg. Das ist das Wichtigste. Bald gibt es mehr Infos. Walking North geht weiter! Von der Hagesetter Touristhytter führt unser Weg weiter über das Fjell. Heute warten knapp 20 km Weg auf uns hoch zum Hjerkinnshøe. Hier steht ein Meilenstein mitten im Nichts der Landschaft. Anfangs führt der Weg noch durch Kuhlen und Hügel hoch zur Eysteinkyrkja. Hier treffen wir wieder auf Maria und Lydia aus Österreich sowie Martina aus Bayern. Die drei haben im Hinterzimmer der Kirche Platz genommen. Das Dovrefjell Pilegrimcenter hat hier eine kleine Zweigstelle, wo wir mit Tee, Kaffee, Keksen und natürlich dem Pilgerstempel versorgt werden. Wieder einmal ist die Angestellte des Zentrums so herzlich und interessiert, dass wir wohlig etwas sitzen bleiben. Wir zünden in der Kirche eine Kerze an. Es stellt sich heraus, dass Martina und Nicole das gleiche Lieblingslied haben: Das Schweizer Volkslied "Vo Bärg und Tal." Vor dem Gottenhaus singen beide herzhaft das Lied ins Tal, bevor es zum Aufstieg geht. Anfangs gehe ich neben Martina, die mich mit ihren 77 Jahren sehr beeindruckt. Gerne möchte ich in 40 Jahren genauso fit sein. Nun wird es steiler, Nicole geht mehrere hundert Meter vor, Martina hinter mir. Der Weg ist steil aber einfach zu gehen. So kann ich den Blick schweifen lassen. Es ist einzigartig: Ein Farbenmeer von Dunkelrot, Weiss bis Grün glitzern in der Sonne. Mein Blick geht Kilometer weit über die schneebedeckten Berge. Diese Fernsicht gemischt mit der spürbar nahen Erhabenheit der Berge ist atemberaubend. Dieser Augenblick ist für mich einer der Höhepunkte der gesamten Wanderung - alle Mühen und Rückschläge waren es wert, diesen Moment zu erfahren. Beim Weiterlaufen denke ich an die letzten Tage zurück. Die Worte des Priesters in der Fokstugu Fjellstue kommen mir in den Sinn. Er sprach von dem inneren und äusseren Weg auf einem Pilgerweg. Dass jeder die Chance hat, sein "Glas" auf dem Weg zu leeren, um es danach mit Neuem zu füllen. Mit Blick auf die Norwegischen Berge leert sich mein Glas ein Schlückchen mehr - das wird mir grad klar. Aber leer ist es noch lange nicht. Zu oft kämpfe ich noch mit Ansprüchen und Erwartungen, die ich mir selbst aufgelegt habe....Aber noch ist unser Weg nicht zu Ende....vielleicht leert sich mein Wasserglas ja noch komplett. So atme ich tief ein und schreite positiv weiter voran. Ich sehe den Meilenstein. Noch 209 km nach Trondheim. Nicole wartet bereits und wir freuen uns. Nach einer Pause geht es nun Bergabwärts. Nach jeder Kuppe erhalten wir einen neuen Blick auf die Natur. Schroffe aber auch seicht geschwungene Berghänge liegen vor uns. Das Grün der Bäume ist so abwechslungsreich, dass es aussieht, als ob Wasserfälle aus Grün die Berge herunterfliessen. Unten angekommen geht es nochmal 3 km über Sümpfe bergauf. Kurz nach einem Gradstück sehen wir im Tal des Flusses Blæsterbekken unsere Unterkunft die Kongsvold Fjeldstue. Die damalige Poststelle ist eigentlich ein Luxushotel aber hat in einem Häuschen Schläfplätze für Pilger. Wir beziehen zusammen mit Stefan aus Bayern und Kathrin aus Münster ein Zimmer. Kaputt aber mit einem Lachen schlafen wir in unseren Etagenbetten ein. Plötzlich schrecken wir um 22:30 Uhr von einem Tumult im Flur der kleinen Hütte auf. Laut fluchend rennt ein Pilger im Flur rum und sammelt seine Sachen zusammen. Diese hatte er vorher wutentbrannt hier hinein geworfen. Er stört sich scheinbar daran, dass seine Zimmergenossen ein Fenster öffnen wollten? Gerade Nicole und Kathrin versuchen ihn zu beruhigen. Aber er ist ausser sich und will die über 20 km und über 1.000 Hm in die nächste Hütte laufen. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Diese Szenerie steht im totalen Gegensatz zu allem, was wir bisher an Fröhlichkeit und Achtsamkeit auf dem Weg erlebt haben. Trotz unserer Schlichtungsversuche verlässt er die Hütte. Nun gut, er ist alt genug und dunkel wird es ja schliesslich nicht. Aufgeregt sitzen wir noch lange in unseren Schlafsäcken und versuchen zu verstehen... Nach kurzer Nacht wartet auf uns ein super Frühstück, welches wir in dem luxuriösen Speisesaal mit anderen Gästen einnehmen. Super Sache von dem Eigentümer uns Pilger mit teilweise verschmutzten Hosen zu verköstigen. Zusammen mit Stefan und Kathrin machen wir uns wieder auf. Erst folgen wir der Strasse, um dann wieder steil auf das Fjell zu gehen. Auch dieser Tag verwöhnt uns mit tollen Aussichten. Nicole ist begeistert und fühlt sich in die Filmkulisse von "Die unendliche Geschichte" versetzt. Sie sieht Atréju auf seinem Pferd gefolgt von Bastian auf dem Rücken von Fuchur über die Landschaft reiten. Mittags machen wir Rast an einer idyllischen Berghütte. Erst am späten Nachmittag erreichen wir das Ryphusan Refugium. Eine Alphütte ohne Strom und fliessend Wasser. Der Innenraum der Hütte ist irre gemütlich. Stefan schleppt schon seit Tagen 750 g Pasta, die Nicole mit Mais und Tomatensauce uns serviert. Einfach gut. Am nächsten Morgen steht eine 28 km Etappe auf dem Plan. Eigentlich wollten wir nicht mehr so lange Strecken laufen, aber manchmal geht es nicht anders. Grundsätzlich geht es uns körperlich grad gut, ausser dass meine Ferse hin und wieder zwickt. Aber jeden Abend eisern dehnen hilft. Trotzdem versuchen wir an diesem Tag jede Abkürzung mitzunehmen. Dies geht aber meistens nach hinten los. Erst müssen wir eine enge Stelle an einer Steilwand passieren. Nicht gerade toll für Nicole und Kathrin, die beide Höhenangst haben. Dann kommen wir nicht über einen Fluss. Also Schuhe aus, Latschen an und wir waten durch den eiskalten Fluss. Bei der nächsten Abkürzung stehen wir vor eingezäunten Gleisen und müssen umkehren. Soviel zu dem Versuch Kilometer einzusparen. Vor Oppdal passieren wir eine wunderschöne Kapelle, bevor uns das Tal zurück hat. Nach 7 km Asphalt erreichen wir total fertig Oppdal. Wir machen hier einen Tag Pause, so müssen wir uns von Kathrin und Stefan verabschieden. Bis bald ihr beiden. Es war schön mit Euch zu laufen. by Danni
Was in der letzten Woche geschah: Es wurde hügelig und es war ein auf und ab aber wunderschön. Unseren dritten Hochzeitstag verbrachten wir nach schier endlosem Laufen auf staubigen Schotterstrassen im Jörundgard Mittelaltersenter. Als wir erschöpft ankamen, waren da sicher 50 Leute alle verkleidet wie im Mittelalter. Sie üben gerade für das Stück Kristin Lavrandesdatter von der Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset. Das Stück ist eine Triologie und handelt von Kristin welche drei mal nach Nidaros (Trondheim) gepilgert ist. Unsere Mitpilgerin Nan aus Norwegen, die kurz später kam, erzählte uns diese Geschichte. Wir setzten uns an den Rand des Geschehens und beobachteten das Spektakel. Abends krochen wir in unsere Schlafsäcke, in die viel zu kleinen Betten (im Mittelalter waren sie wohl nicht so gross) und versuchten zu schlafen. Mit geschwollenen Augen wachten Danni und ich auf und überlegten, ob wir die Flucht antreten wollen. Wir einigten uns doch auf ein bisschen Schlaf. Um 6 Uhr pilgerten wir dann los. Mit schnellen Schritten nur weg von hier und so liefen wir alle drei flugs nach Otta und genehmigten uns ein grosses Frühstück vor dem Supermarkt:-) Weiter ging es zum Engelshus, was ein sehr nettes Ehepaar betreibt. Mit mässigen Englischenkenntnissen luden sie uns herzlich ein mit ihnen zum Mittsommernachtsfest zu kommen. Da machen sie grosse Feuer, grillen und trinken Kaffee. Wir bedankten uns, wir waren einfach zu müde und wollten nur noch ins Bett. Ich stelle mir das auch etwas absurd vor.. Ein Feuer zu machen wenn die Sonne nicht untergeht. Wie soll man denn da ein Feuer sehen??? Die spinnen die N.....:-) Die nächste Etappe war eine kurze, wir wollten uns etwas ausruhen bevor es dann wirklich hoch ins Fjell ging. Im Budsjord Historik Gard bezogen wir eine ganze Pilgerhütte für uns. Da der Hof so gross war, bekamen die anderen Pilger ebenfalls ein Hüttchen für sich. Hier gab es das erste Mal ein Abendessen! Lecker Suppe! Und weil ich die nicht essen konnte, gabs für mich Gemüse und zum erstenmal Elchfleisch! Lecker:-) In unserer Hütte war ein Holzofen. Danni und ich kamen auf die glorreiche Idee vor dem zu Bett gehen noch etwas zu heizen. Wunderschön brannte das Feuer und es war richtig "cosy". Was wir nicht bedachten: es war irgendwann zu heiss und wir fühlten uns schon in einer Sauna. Tür öffnen war die einzige Lösung. So schwitzen wir uns in den Schlaf. Als kleine Gruppe starteten wir gemeinsam den Aufstieg aufs Dovrefjell. 2 Österreicherinnen, zwei Deutsche und eine Holländerin. Der Anstieg war anstrengend und atemberaubend. Wunderschön. In der Fokstuga Fjellstube angekommen suchten Danni und ich erstmal Wlan. Heute spielt die Schweiz im Achtelfinale. Naja ihr wisst wie' s ausgegangen ist. Lustig wars. Wir beide draussen in der Kälte, da war der beste Empfang, beide einen Stecker im einen Ohr mit dem Kommentar und auf dem anderen das süsse bäääääh und gebimmel der Schafe um uns rum. Die Betreiber der Herberge sind sehr gläubig. So durften wir morgens einen sehr besinnlichen Gottesdienst miterleben in der uhrigen, kleinen Kappelle. Unsere Gruppe hat sich erweitert, um einen Bayern! So kanns weiter gehen und los, weiter hoch. Den ganzen Tag gings nun durchs Fjell über kleine Bäche und immer wieder mal etwas Matsch. In der Hagesetter Touristhytter angekommen riechts schon von weitem nach Pommes. Jeder träumte schon was er nun alles essen wird. Pilger haben grosse Mägen. Durcheinander wurde bestellt und auf dem Tisch fanden sich Forelle, Spiegeleier, Würstchen, Waffeln und natürlich Pommes. Ich hielt mich an die Forelle;-( Morgen geht's munter weiter - Fortsetzung folgt! Das Pilger Einmal EinsDas Pilger Ein mal Eins: Nicht zu viele Kilometer in der ersten Woche. Ein gut sortierter Rucksack verhindert langes Suchen. Immer schön die Stempel in den Pilgerpass abholen. Mittags Eis, Cola und Kaffee - kein Problem Abends nochmal Eis und Cola - immer noch kein Problem Genügend Pausen am Tag machen - der Körper dankt es einem - spätestens nach zwei Wochen vollspurt Da die Sonne lange scheint - nicht hetzen, es bleibt hell, auch wenn man schlafen will Grüsse jeden freundlich, der dir begegnt - es ist so schön, wenn dir ein Lachen geschenkt wird Supermärkte sind extrem wichtig - Nachschub für den Foodbeutel und aufjedenfall ne Cola für sofort Schafe gibt es überall - manchmal auch in Schaaren Es gibt mehr Kirchen als gedacht in Norwegen. In manche kommt man herein, in manche nicht und in manche per Zufall wenn der Sigrist (Kirketinger) gerade die Pflanzen spritzt und einem dann sogar die Geschichte dazu erzählt. Und anschliessend mit grösster Erfurcht einem einen Handgeschriebenen Eintrag in den Pilgerpass macht. Hat nicht jeder😉 Pilger reden manchmal viel. Einige zuviel, andere zu wenig, wieder andere nur von sich selbst. Die Füsse sind immer Thema. Geht's ihnen gut oder schlecht. Wer hat wie viele Blasen und was war am besten sie wieder los zu werden? Die Hauptthemen des Pilgers sind: das Wetter, Essen, wo gibts den nächsten Supermarkt oder Sportgeschäft. Ja, es geht auch mal was kaputt oder hat Verschleisserscheinungen, wie meine Plömpel. Dann weiter Füsse und sonstige Beschwerden und Aua's. Und ganz wichtig: wer sind die anderen Pilger? Wer hat wen schon getroffen und wo könnte er oder sie nun sein? Vor uns? Hinter uns? Will man ihn treffen oder lieber einen Zahn zu legen? Hat man eine Herberge erreicht, ist der erste Gang zum Bett. Ist die Matratze ok? Zweiter Gang in die Küche. Was gibts Leckeres in den Schränken - leider sind sie oft leer. Eigentlich dumm von den Betreibern, denn jeder Pilger würde sofort ne Cola kaufen. Dritter Gang ist ins Bad und Klo. Ok? Oder pähh? Licht anlassen beim Duschen oder lieber "i wills nicht so gnau sehen". Vierter Gang, richtiges Begrüssen der anderen Pilger - vorher musste ein Hej reichen. Abschliessend lässt sich sagen: pilgern ist toll - die Langeweile bleibt zu Hause by Nicole
Nach dem Regen folgt bekanntlich die Sonne. Es ist heiss in Norwegen! Nun kommen zu unseren täglichen Kilometer immer mehr Höhenmeter dazu und wir fühlen uns ein wenig wie im Emmital oder uf dr Schwäbsche Alb, oderrrr? Gingen wir in den ersten Monaten oft alleine auf den Pfaden, ist es jetzt schön, jeden Tag andere Pilger zu treffen. Jede Begegnung ist spannend und gibt neue, ganz unterschiedliche Perspektiven. Der Olavsweg gehört noch immer zu den Geheimtipps unter den Pilgerwegen aber neue Wanderbücher, bringen auch mehr Leute auf diesen tollen Weg. Es ist den Organisatoren zu gönnen, die uns in jedem Pilgerzentrum herzlich und freudig begrüssen. Hier mal ein paar Infos zu zwei Fragen, die wir oft gestellt bekommen: Welche Nationalitäten sind auf dem Olavsweg vertreten? 1. Rang: Deutschland 2. Rang: die Schweiz 3. Rang: Norwegen 4. Rang: den teilen sich Belgien, Holland und Österreich 5. Rang: Australien! Ja, es soll zu mindest einer auf dem Weg sein;-) Wie sind die Pilgerherbergen? Es gibt ganz verschiedene Herbergen. Zum einen ganz einfach: Kleines Holzhaus mit zwei, drei Betten. Wasser muss man draussen holen oder im nahen Bach. Doch es gibt immer eine kleine Kochgelegenheit und meist einen Wasserkocher! Sehr wichtig um Kartoffelstock anzurühren:-) oder natürlich lecker Tee zu kochen. Duschen gibt es keine, wer braucht auch so einen Luxus? :-) Umgerechnet kostet hier eine Übernachtung um die 20.- CHF pro Person. Die etwas besseren Herbergen haben eine warme Dusche und das Klo inside:-) auch nicht schlecht! Hier zahlen wir dann um die 30.- CHF Die noch besseren Hütten (oft auch ein Pilgerzentrum) haben sogar oft ein gut sortiertes Angebot an Esswaren und Getränken. Ihr wisst gar nicht, wie sehr sich ein Pilger über eine kühle Dose Cola freuen kann. In Gildesvollen war es mit Abstand am besten bis jetzt. Eier, gut die darf Nicole grad nicht essen, aber für die anderen sehr erfreulich. Dann sogar Eis, nun gut, auch nicht für Nicole. Aber super leckeren Honig selber gemacht und abgepackt in kleine Döschen, perfekt Pilgergerecht! Da läuft keiner ohne Döschen aus der Herberge! Wir sind nun kurz vor dem Dovrefjell und sind schon sehr gespannt, auf die Etappen im Gebirge. Schon jetzt wird die Natur etwas rauher und die Zivilisation geringer. Wir freuen uns auf mehr und nehmen uns fest vor, jeden Tag zu geniessen. Wir grüssen Euch ganz herzlich mit ein paar weiteren Impressionen. by Danni und Nicole
Lillehammer erreicht und tausend Eindrücke. Nach unserer ersten Nacht in der Pilgerherberge "Haug" gings über teils sehr schöne Waldwege zum See Lysjøhimeter. Bei wunderbarem Wetter stellten wir unser Zelt direkt am See auf. Die neugierigen Schafe umzingelten uns bald.Ich fühlte mich wieder auf die Alp zurück versetzt und trieb die Schafe zurück auf ihre Weide. Welch Freude, die norwegischen Schafe verstehen blendend Schweizerdeutsch:-) Aber kamen die neugierigen Schafe nicht nur aus Essensgelüsten, vielmehr aufgrund der komischen Verrenkungen von Danni. Dehnen gehört nun zu unserem Standardprogramm! Jeden Morgen und jeden Abend! Anders als in der Schweiz oder Deutschland haben wir wunderschönes Wetter! Fast schon etwas zu heiss zum Wandern, aber beklagen wollen wir uns nicht😉 Der Olavsweg führt uns durch wunderschöne Landschaften und immer am See Mjösa entlang. In Hamar besuchten wir das gerade stattfindende Mittelalterfestival und genossen die Gastfreundschaft im Pilgerzentrum, wo wir auch nächtigten. 10 Betten standen bereit. Tone, die Herbergsmutter begrüsste jeden aufs herzlichste und störte sich auch nicht daran, dass nur deutschsprachige Pilger bei ihr Unterschlupf suchten. 6 Deutsche und 4 BaselerInnen:-) Gerade die drei BaselerInnen im Alter von Mitte 70 haben uns stark beeindruckt. Jeden Tag gehen sie an die 35 km. God Tur ihr drei! Auch ein God tur an unsere Bayern auf dem Radel! Dat wird schon:-) Bei uns heisst es noch immer "schonen", warum wir nicht mehr als 20km pro Tag gehen. So trafen wir in der Pilgerherberge der Veddere Kirkke unsere ersten norwegischen Pilger. Karen hoch zu Ross und Peter per Pedes. Beide begleiten nun unseren Weg, da wir alle etwas langsamer sind. Mit Peter zusammen übernachteten wir auch in "Ringe" im "Ringli". Alte nachgebaute Holzhäuser! Tusen Takk an Sölvi und Harald. Wir schliefen blendend und haben den Abend sehr genossen In Lillehammer angekommen, checken wir wieder mal unser Gepäck. Schon in Hamar schickten wir unser Zelt und alles zum campen nach Oslo zurück. Hier gibt es überall Hütten, da ist das unnötiger Balast. Heute kauften wir uns kleinere Rucksäcke. Morgen geht's dann weiter mit leichtem Gepäck:-) Körperlich geht es uns momentan ganz gut. Wir müssen halt langsam machen was uns nicht immer leicht fällt. Die fettfreie Ernährung geht ganz gut, auch wenn mich die leckeren Waffeln am Abend anlachen. Unsere Fazits
20 km sind auch genug. Norweger lieben Rasenmäher, nochmehr als D oder Ch's. Der Einkaufsladen heisst auch Coop wie in CH und ist in etwa gleich teuer. Die Norweger sind sehr freundlich und unterstützen die Schweiz bei der EM. Wenn die Sonne scheint ist es auch hier seeeehr heiss. Wir lieben den Sound der Sprache. Endlich ist es soweit und wir sind auf dem Olavsweg! Kaum in Oslo angekommen stand uns schon wieder eine Prüfung bevor. Hier ein Auszug aus Nicole's Tagebuch: Gallensteine, ja Gallensteine. Bis dahin kannte ich diese fiesen Monster nicht. Klar gehört habe ich schon von ihnen, aber das wahre Ich blieb mir verborgen. Bis vor zwei Tagen. Mit die schlimmsten Tage meines Lebens. Nach 2 Tagen heftigem Fieber mit teils über 40,5 Grad schlebte mich Danni in Oslo zur Legevakte. Wichtig für nicht Norweger zu wissen, dies ist die erste Station auf dem Weg ins Spital. Wussten wir erst auch nicht, doch da es gerade gegenüber von unserem Hotel lag, gingen wir einfach Richtung Rotes Kreuz, falsch kann's nicht sein. Mit der Diagnose Angina kehrten wir erschöpft ins Hotel zurück. Morgens fröhlich, es ging mir dank Antibiotika schon erheblich besser. Doch die Freunde währte kurz. Kaum das leckere Toast mit Ei verschlungen und mich durch alle diversen Sorten Joghurtmilch probiert, konnte ich kaum noch Atmen. Etwas Fieses ging vor sich, mir war schleierhaft was? Schmerzverkrümmt und tunlichst darauf bedacht nicht zu weinen, denn dann tat es noch mehr weh, schleppte Danni mich wieder über die Strasse ins Legevakte (ärztliche Notfallstation) zum Zweiten. Nach diversem rumdrücken auf meinem Bauch und einem intensiven Ultrasschall viel das Wort "Gullstone". Gallenstein???? Ich???? Ich bin doch erst... Oh Shit, in zwei Tagen 40 Jahre alt und passe prompt ins Schema. Frau, 40. Innerlich begann ich zu beten und flehte Gott an doch mindestens die Altersgrenze einzuhalten. Nix da. Diese Prüfung also auch noch. Gut. Mittlerweile nicht mehr überrascht oder hadernd fügte ich mich meinen Schicksal. Ich wurde auf die 24 Stunden Abteilung verlegt und darbte nun meinem Dasein in Oslo, in einem dreibett Zimmer, mein Bett zum Glück am Fenster. Bisher habe ich von Oslo nur das Pilgerbüro gesehen. Nun hatte ich immerhin einen kleinen Ausblick auf Oslo's Hinterhofgestaltung. Es gibt viel zu sehen, zum Glück, das lenkt ab von den Schmerzen die nicht weniger werden. Ich fange an die Menschen auf der Dachterrasse zu beobachten. Sie sind nur mit Bikini bekleidet und ich frage mich ob die auch einen Pool auf dem Dach haben. Nach weiteren Beobachtungen, muss ich dies verneinen. Sie Sonnnenbaden sich einfach nur. Und das gleich zu Hauf. Drei Krankenschwestern kümmern sich in der Zeit je in einer Schicht um mich. Erstaunlich wie unterschiedlich sie alle sind und doch glaube ich war jede genau zum richtigen Zeitpunkt hier. Die erste setzte mir den Tropf, mit ruhiger Hand und steht's mit einem Lächeln im Gesicht. Die Zweite zitterte mit ihren Händen so sehr, dass ich sehr froh war, dass mir der Tropf schon gesetzt wurde. Diese jedoch plauderte mit mir, mit nicht überschwänglichen Englischenkenntnissen, jedoch mit Herzenswärme. Die dritte war auf Zack. Blutdruck messen, Spritze ansetzten und weg war sie wieder. Als ich einmal einen Witz versuchte zu machen, der meinerseits in einer weiteren Schmerzattacke endete, sagte sie ganz trocken:" if you have problems to laugh or to cry, just be unemotional." Wow, unemotional, genau das ist es. Einfach nicht daran denken, dass es liebe Menschen da draussen gibt mit denen du gerne telefonieren möchtest, dies aber nicht kannst, weil du weinen würdest. So übte ich mich in Unemotionalität. Ganz und gar nicht einfach. Aber hilfreich. Nach zwei Tagen war der Spuk fürs erste vorbei. Juhee. Zurück ins Hotel und hoffen, dass das fiese Monster nicht wieder kommt. Ab heute heisst es: kein Alkohol mehr und keine fettigen Speisen. Morgen werde ich 40 Jahre alt. Noch punktgenauer kann man sein Leben fast nicht ändern. Da der Arzt uns davon abgeraten hat weit ab von medizinischer Versorgung zu wandern, haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden nicht bis zum Nordkap zu wandern. Es ist in der jetzigen Situation einfach zu gefährlich. Die Galle kann sich immer wieder melden. Wir wollen aber noch bis Trondheim auf dem Olavsweg wandern. Danach ist die medizinische Versorung spärlicher, weshalb wir uns entschieden haben das Trondheim unser nördlichstes Ende sein wird. Wenn wir es denn bis dorthin schaffen... Wir hoffen der Heilige Olav ist uns gnädig und beschützt uns. Danach soll aber nicht Schluss sein. Nein, wandern ist unsere Leidenschaft und darum heisst unser Neues Motto: Walking Europe! Wenn ihr also tolle Mehrtägige Wanderungen kennt, freuen wir uns über Tipps:-) Mit grosser Freude, sind wir heute den Olavsweg gestartet und sind froh wieder zusammen unterwegs zu sein. Die überaus bezaubernde Pilgerherberge Haug hat uns so begesistert, dass wir gleich entschieden haben, hier zu bleiben:-) Die Herberge ist eine Selbstversorgerherberge mit Plumsklo und sogar einer echten Outdoor Dusche! Absolutes Highlight ist das Glashaus in welchem auch genächtigt werden kann. Auf Grund der doch eher durchsichtigen Schlafgelegenheit haben wir uns für die Betten im Haus entschieden;-) by Nicole
In den letzten Tagen durchqueren wir - diesmal fahrend - nahezu ganz Deutschland bis Kiel. Hierbei wird uns nochmal bewusst, wie gross das Land ist. Es war schön verschiedene Orte nochmal zu sehen und sagen zu können "Ach schau mal, hier in Bispingen, Altenbeken oder Baden-Baden haben wir dies oder jenes erlebt." Die Sicht auf Deutschland hat sich verändert. Wir haben jetzt sehr schöne Erinnerungen durch das ganze Land verteilt. Teilweise an Orten, die wir vorher gar nicht kannten. Unsere Tage in Basel sind schnell vergangen. Grossen Dank an Heidrun, die uns in ihrer Wohnung einen Unterschlupf gegeben hat. Ansonsten haben wir uns etwas "verkrochen". So hat es sich immer noch nach Auszeit und weniger nach Zurückkommen angefühlt. Entschuldigung an alle lieben Leute, die wir nicht getroffen haben - das holen wir im Herbst nach :-) Hier noch Bilder von einer kleinen Testwanderung in Basel mit Pilgerwagen. Klickt hier für mehr Infos zum Wagen... Bei sonnigen Wetter besteigen wir am Donnerstag die Fähre, die am nächsten Morgen bei Sonnenschein um 10 Uhr Oslo erreichte. In Oslo gehen wir sofort auf die Suche nach dem Pilgerbüro. Hier erhalten wir unseren Pilgerpass für den Olavsweg nach Trondheim und auch den obligatorischen Pilgersegen. Nun kann es wieder weiter gehen. Unsere super LOWA Schuhe sind geschnürt und die Rucksäcke mit Zelt gepackt. Wir freuen uns wieder zusammen auf dem Weg zu sein, den wir in kleinen Schritten und anfangs kurzen Etappen gehen werden.
Auf dem dänischen Hærvejen Pfad wechseln sich Hügel, Wiesen und kleine Wälder ab. Ich stelle schnell fest, dass die Pilgerherbergen auf dem Weg noch nicht für die Saison bereit sind. Sie sind zwar offen aber oft treffe ich eine Horde von Bauarbeitern an, die sich auf Montage in den Doppelstockbetten eingerichtet haben. Ich muss gestehen, dass die Situation nicht immer ganz so einfach für mich ist. Nach ungefähr 100 Kilometern und mehreren Wandertagen, trete ich an einem heissen Tag die Flucht an. Ich möchte ungern als einzige Frau mit sieben anderen das Lager teilen. Ich muss durch brütende Hitze in 30 Minuten die vier Kilometer zum nächsten Bahnhof schaffen. Also los geht's. Total fertig erreiche ich den Bahnhof. Der Zug in Richtung Kopenhagen fährt gerade ein. Aber der Zugschaffner entspannt mich, sie hätten sowieso Verspätung und kommen gleich zurück. Ich verstehe nicht ganz die Logik aber ich steige ein. Puhhh - wie weiter? Im Zug kommt mir die Idee einen Halt in Kopenhagen einzulegen. Meine Freundin Tine wohnt dort mit ihrem dänischen Mann Jan. Ihre süsse, halbjährige Tochter Morgan habe ich noch nicht kennengelernt. Super Idee und es hat noch einen Vorteil: Tine kann mir ein paar Yoga-Übungen zeigen. Sie hat erst kürzlich ein Buch(mehr Infos hier)dazu veröffentlicht und ich muss ja schliesslich mehr dehnen. So fahre ich am nächsten Tag nach Kopenhagen und verlebe eine gute Zeit mit quatschen, Smørrebrød und Citylife. Zur gleichen Zeit in Basel schaut Nicole, dass sie wieder fit wird, geht zur Physiotherapie, trifft Freunde und fiebert mit beim ESC. Es geht Nicole schon viel besser. Nach einer Wander-Testtour rund um Basel, beschliessen wir noch ein paar Tage mehr zu warten, um 100% fit zu sein. Daher fahre ich auch spontan nach Basel - so können wir besser planen und dann zusammen wieder losgehen. Dänemark muss warten. Nun nehmen wir nächste Woche zusammen die Fähre von Kiel nach Oslo. Wir freuen uns schon sehr auf den Olavsweg und hoffen noch viiieeeele Kilometer durchs Fjell zu wandern. Falls es nicht klappt, haben wir in der Zeit in Basel einen Plan B organisiert
Oslo - we will come soon!! Zur Bearbeitung hier klicken Die Tage von Kiel bis zur Grenze Die Sonne lacht als ich morgens in Kiel die Jugendherberge verlasse. Ich umrunde das Hafenbecken. Nach einiger Zeit erreiche ich den Nord-Ostsee-Kanal, den ich mit einer kleinen Fähre überfahre. Ich entscheide mich nicht dem E1 zu folgen, sondern lieber am Wasser entlang zu gehen. So geniesse ich die Aussicht auf die, in der Sonne glitzernde, Kieler Förde. Bei dem Ort Strande öffnet sich die Förde etwas, ich atme tief ein und geniesse die warme Seeluft. Schon von weitem sehe ich eine Frau mit Rucksack auf mich zukommen: Susi geht auch den E1, allerdings in die andere Richtung. Wir freuen uns und quatschen mindestens eine Stunde. Dann brechen wir auf - wir haben beide noch 3-4 Stunden wandern vor uns und es ist bereits 13 Uhr. Ich gehe weiter am Meer entlang, bei einem Leuchtturm knickt die Landschaft nach links ab: 180 Grad Meersicht liegen vor mir. Nach weiteren zwei Kilometern geht's hoch auf die Steilküste. Es ist so wunderschön hier. Ich könnte vor Glück laut ausschreien und vor Rührung heulen. Natur und Wetter sind ein wahres Geschenk. Ich bin aber auch traurig, weil Nicole dies nicht miterleben kann. Aber da wir umsonst miteinander telefonieren können, rufe ich sie an und wir reizen die Flat bis zur Obergrenze aus. Ein Stückchen weiter begegne ich Katja und Michael aus Frankfurt/Hanau. Sein Kajak liegt unten am Meer, Katja ist auch verletzt und geht bzw. radelt neben ihm her. Ich setze mich dazu und verspeise das angebotene Apfelbrot. Schmeckt super. Beide waren schon oft in Skandinavien. Zudem verbreiten sie eine sehr angenehme Gelassenheit. Ich erzähle, warum ich alleine unterwegs bin, wo wir noch hinwandern wollen und dass es grad nicht so läuft wie gedacht. Katja meint darauf, dass wir den Zielpunkt gesetzt haben und uns so unnötig stressen. Wir hätten schliesslich acht Monate Zeit, die wir gestalten können, wie wir möchten. Wir könnten Richtung Norden gehen, machen was gut für uns ist und sehen wie weit wir kommen. Sie hat so recht, unser Projekt heisst "Walking North" und selbst sagen wir immer "Der Weg ist das Ziel". Uns war klar, dass wir ein ambitioniertes Projekt starten, es keine Garantie gibt und wir soweit kommen, wie wir kommen. Aber irgendwie beruhigt mich Katja mit dieser Aussage und ihrer netten, entspannten Art und ich sehe die Situation wieder klarer und entspannter. Danke, das war eine tolle Begegnung. Mein Weg führt mich nun weiter über die Steilküste, später durch einen Wald und gegen 18:30 Uhr erreiche ich meine Unterkunft im kleinen Ort Sarendorf. Am nächsten Morgen bei blauen Himmel und Sonnenschein, geht's weiter an der Küste entlang ins 24 Kilometer entfernte Eckernförde. So bequem, wie am Vortag wird es allerdings nicht. Ein Grossteil der Route geht genau an der Wasserlinie entlang. Das garantiert Meer und maritime Aussichten pur. Aber es ist sehr anstrengend, den ganzen Tag in praller Sonne durch Sand oder über Steine zu laufen. Nassen, abgehärteten Sand gibt's hier nicht. Ich geniesse und fluche somit gleichzeitig und bin froh, dass die letzte Stunde durch ein Waldstück verläuft. Ich freue mich sogar über 2 Kilometer glühenden Asphalt am Ende. Die letzte Hürde ist dann noch der Hügel hoch zur Jugendherberge. Dann ist es geschafft. Die Dusche an diesem Tag drehe ich bewusst auf kalt - ich vermute, das Zischen der Abkühlung ist bis Basel zu hören. Eckernförde gefällt mir mit dem kleinen Hafen sehr gut und wer hätte es gedacht, schon hier entdecke ich einen Pub namens Nordkap. Na dann... Morgens strahlt die Sonne und ich mache mich auf nach Schleswig. Ich gehe vom Wanderweg ab an diesem Tag und gehe mehr direkt auf einer Radroute. Immer entlang der Schlei, dampfen meine Füsse auf dem fast durchgehenden Asphalt. Die Schlei ist ein Wasserarm der Ostsee, der über 40 km ins Landesinnere führt. Somit der erste Fjord auf unserer Route. Ich freue mich, als ich schon von weitem Schleswig sehe und wie sollte es anders sein, natürlich liegt die Jugendherberge auf einem Hügel. In Schleswig pausiere ich einen Tag, schlendere durch die Stadt, kaufe Proviant ein und esse Fischbrötchen. Noch drei Etappen bis zur Grenze. Von Schleswig geht's 25 km nach Oeversee. Schon hier ist nun der Ochsenweg ausgeschildert, der uns dann auch durch Dänemark führt. Die Etappe geht, wie genau die nächste, durch Orte, Wäldchen und Wiesen. Ich kann immer an schönen Orten im Wald meine Pausen einlegen. Das Wetter ist warm, für mich schon fast zu warm. Aber ich will mich nicht beklagen. Es wird schnell wieder kalt und ich finde es klasse, den ganzen Tag bei diesem Wetter draussen zu sein und nicht im Büro zu sitzen. Am Montag erreiche ich dann nach einer kurzen Etappe von 15 Kilometern Flensburg. Abends treffe ich mich mit Diana, mit der ich schon zusammen im Kindergarten war. Wir hocken am Strand, geniessen Weinschorle und den Sonnenuntergang.
Kiel ist erreicht. Allerdings bin ich alleine unterwegs. Nicole legt nun doch aus gesundheitlichen Gründen einen kurzen Zwischenstopp in der Schweiz ein. Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Aber es ist derzeit die beste Option, dass sie wieder fit wird. Spätestens in Oslo, in 3-4 Wochen, wollen wlr uns wiedertreffen. Wenn alles klappt wie gedacht. Wir haben aufgehört zeitliche Fixpunkte zu setzen, zu viel ist in der letzten Zeit dazwischen gekommen. Unser langfristiges Ziel ist etwas aus dem Mittelpunkt gerückt. Nun wollen wir erstmal wieder zusammen wandern und zwar den Olavsweg von Olso nach Trondheim. Wenn unsere Fersen, Füsse, Schleimbeutel etc. mitspielen, gehen wir natürlich weiter Richtung Nordkap. Falls nicht, fangen wir etwas anderes mit der freien Zeit an. Wir sind traurig, dass wir unser Projekt nicht wie geplant zusammen umsetzen können. Aber wir haben gerade in den letzten Tagen viel schlimmere Schicksale gesehen. Wir stehen vor einem Luxusproblem: wie gestalten wir unsere Auszeit? Somit sind wir dankbar für die bisherige Zeit und werden das Beste aus der verbleibenden machen. Natürlich am liebsten mit gemeinsamen Wandern durch Dänemark und Norwegen. Geist und Seele wollen weiter, aber der Körper muss es auch können... Somit bin ich nun alleine unterwegs mit dem Ziel Deutsch-Dänische Grenze. Die Route in Dänemark habe ich auch schon geplant aber ich will erstmal schauen, wie die nächsten Tage verlaufen. Die letzten drei Monate hatte ich immer Nicole an meiner Seite. Das war sehr schön. Nachdem Nicoles Zug den Lübecker Bahnhof verlassen hat, sitze ich etwas verwirrt auf einer Bank vor dem Bahnhof. Die Sonne scheint und ich fühle mich leer. Familie und Freunde bestärken mich, so gehe ich und packe meinen Rucksack. Am nächsten Tag fahre ich zum Ausgangspunkt und starte die Wanderung durch die ostholsteinische Schweiz (so sind wir quasi ja doch zusammen, irgendwo namens Schweiz:-)): Eutin, Bad Malente, Plön, Preetz und dann Kiel. Meine Tagesetappen habe ich relativ kurz mit 15-18 km geplant. Ich will langsam wieder reinkommen und muss auch auf meine Fersen achtgeben. Der Arzt hat sein GO gegeben aber zur Vorsicht und Langsamkeit geraten. Ausserdem laufe ich nun mit Einlagen - dies ist neu für mich. Die Gegend ist wunderschön mit vielen Seen und Flüssen. Gerade rund um Bad Malente begleitet mich immer Wasser mit vielen Vögeln, die in diesem Paradies nisten. Zwischen Plön und Preetz laufe ich entlang des kleinen Plöner See, dann durchschweife ich blühende Rapsfelder. Es ist warm, es duftet nach Moos, Raps und Waldmeister. Die Wälder sind ergrünt und ich stelle fest: Der Frühling ist da. Schade, ist Nicole nicht bei mir. Als wir den kahl, kühlen Schwarzwald durchwanderten, freuten wir uns genau auf diese ersten Frühlingsboten. Preetz überrascht mich mit einer weiteren idyllischen Seenlandschaft rund um den Kirchsee und einer kleinen aber feinen Innenstadt. Hier übernachte ich in einem B&B. Am nächsten Morgen geht's auf nach Kiel. Durch den Klosterpark verlasse ich das Städtchen und tauche in ein helles Waldstück ein. Der Weg führt nun am Fluss Schwentine entlang. Mittags kehre ich in der Oppendorfer Mühle ein und esse eine frisch gebratene Scholle. Lecker. Durch das Naturschutzgebiet Alte Schwentine erreiche ich nach 18 km Kiel. Die Jugendherberge liegt direkt über dem Norwegen- und Schwedenkai, wo eine Fähre ankert. Ich bin ganz aufgeregt und hoffe, dass auch wir bald mit einer Fähre in Oslo einfahren. Schnell duschen, Fusspflege und dann ab in die Stadt. Den Tag beende ich mit einem Chai Latte und nordischen Tag-Träumen. by Danni
Unser Plan für die nächsten Wochen steht. Kein Fahrrad, dafür Ferienwohnung und später ein Auto. Die Idee mit dem Fahrrad durch Dänemark zu fahren haben wir intensiv verfolgt. Die Frage war nun mieten oder kaufen? Schon fast hätten wir Fahrräder gekauft als wir auf die Idee kamen uns erstmal für einen Tag eines zu mieten. Wollen wir wirklich umsatteln? Nach unserer Testfahrt haben wir allerdings festgestellt, dass uns Fahrrad fahren auf lange Strecken nicht wirklich zusagt. Wir wollen laufen nicht radeln. Deshalb haben wir diesen Plan wieder verworfen und würden diesen erst als letzte Option wählen, wenn wirklich nichts mehr geht, zu Fuss. Soweit ist es aber noch nicht. Danni`s Füsse schmerzten in den letzten Wochen ebenfalls. Und da ich ja eh jeden Tag beim Arzt vorbei schaute, lies sie sich ihre Füsse auch untersuchen. Der Arzt stellte eine Entzündung an beiden Fersen fest. Nun machen wir beide eine intensiv Therapie und um jeden Tag vor Ort zu sein haben wir unsere Unterkunft gewechselt. Wohnmobil gegen Ferienwohung. Wir geniessen die Zeit in Timmendorfer Strand, lassen uns die Krabbenbrötchen schmecken und beobachten die VIP`s, während wir in einem Strandkorb sitztend an einem fruchtigen Chardonnay nippen. Udo Lindenberg und Jochen Schweizer haben wir schon gesichtet. Wer wohl sonst noch hier ist? Nächsten Mittwoch geht`s dann mit Mietauto weiter. Nach einem kurzen Abstecher in den Osten auf Familienbesuch, geht`s dann für Danni zu Fuss weiter. Ab Neustadt in Holstein wird Danni per Pedes weiter laufen und ich als Begleitfahrzeug ihr dicht auf den Fersen bleiben;-)
Mein gebrochener Vorfuss muss noch für ca 3 Wochen geschohnt werden. Dem Schleimbeutel in der Hüfte geht es schon viel besser und ich bin optimistisch, dass ich ab Flensburg dann wieder mit Danni mitlaufen kann. Vielen Dank Euch Allen, für die vielen aufmunternden Worte, die uns sehr viel Kraft und neue Hoffnung geben. Entgegengesetzt dem Klischee, dass die Norddeutschen eher kühl seien, konnten wir bisher nur das Gegenteil feststellen. Äusserst nette und hilfsbereite Menschen haben wir hier kennenlernen dürfen. Wr fühlen uns hier sehr wohl und kommen gerne irgendwann wieder:-) by Nicole Unsere Pause in Ratzeburg am See hat sich verlängert. Der entzündete Schleimbeutel muss erst ausheilen, vorher ist an kein Wandern zu denken. Geduld. Das neue Mantra von mir und Danni. Geduld. Damit haben wir beide so unsere Probleme. Obwohl ich eine spirituelle Ausbildung habe, weiss wie man meditiert und dass alles seinen Sinn hat, wollte ich es erst einmal nicht wahr haben. Zu sehr habe ich mich auf diese Wanderung gefreut. Aufgeben kam und kommt nicht in Frage. Doch bald war mir klar, wenn du jetzt nicht ruhst, wirst du nicht lange weiter gehen können. Geniesse den Moment, das Hier und Jetzt. Einfacher gesagt, als getan. Doch so langsam haben wir die Situation akzeptiert und fangen wieder an zu geniessen. So eine Wanderung kann man nicht bis ins letzte Detail planen. Dass so etwas passieren kann, war uns beiden bewusst. Dies dann auch anzuerkennen und zu akzeptieren ist nicht einfach. Seit einer Woche sind wir nun in Ratzeburg, ein wahrlich schönes Fleckchen Erde. Es lässt sich aushalten, am See, mit wunderschönen Sonnenuntergängen, lieben und hilfsbereiten Menschen:-) Die Entzündung klingt langsam ab, nun wird langsam wieder begonnen mit kleinen Spaziergängen ohne Gepäck, versteht sich. Wir werden sicher noch bis zum Wochenende ruhen - langsam kann es dann weiter gehen. Lieben Dank Euch Allen, für Eure Genesungswünsche und Motivationen. Einen ganz speziell lieben Dank an meine Frau und beste Weggefährtin ❤️ Ostern in HamburgOstern verbrachten wir in Hamburg. Erst eine Nacht bei Danni`s Tante Micha und dann zwei Nächte im super schönen, neuen 25Hours Hotel Altes Hafenamt. Am Montag trafen wir uns mit Diana, einer guten Freundin von Danni, welche in Berlin lebt. Wir streiften duch die Stadt und hatten uns viel zu erzählen bei ein paar Bierchen. Am Dienstag Morgen stand ein ganz besonderes Treffen an. Wir hatten uns mit Meike Winnemuth zum Kaffee verabredet. Meike Winnemuth ist eine bekannte Autorin, Kolumnistin und Bloggerin. Sie gewann bei Günther Jauch eine halbe Million. Anschliessend schrieb sie sich 12 Städte auf einen Zettel und beschloss in jeder dieser Stadt einen Monat zu wohnen. Herausgekommen ist ein wunderbares Buch. Ich mag ihren Schreibstil. Kurz, bündig mit Witz und etwas Sarkasmus. Abends in Frankfurt bei einem Bier, dachte ich, wenn ich schon dabei bin mir Wünsche zu erfüllen, warum soll die Wanderung der Einzige sein? Ich suchte im Netz Meike`s Emailadresse und schrieb ihr einfach eine Anfrage, ob sie uns zu einem Kaffee in Hamburg treffen würde. 3 Minuten später kam schon die Antwort: Ja. Nach einer ersten Nervosität unterhielten wir uns dann blendend bei Tee, Kaffee und Saftschörlchen. Danke an Meike für die Spontanität - es war sehr schön Dich kennengelernt zu haben. Abends trafen wir uns mit Sven in der Hotelbar. Sven betreibt die Internetseite www.fernwandern-in-europa.de, auf seiner Seite findet sich alles über den E1, sowie GPX Daten für den Track und vieles mehr. Sven macht dies alles ehrenamtlich und freiwillig. Er ist noch nicht alles selbst gelaufen, deshalb ist es die Idee, dass auch andere, die den Weg gehen, ihm Daten und Wegbeschreibungen zu senden. Sven, du bist ein toller Typ. Danke für all deine Hilfe, deine Tipps und deine wertvolle Arbeit für den längsten Fernwanderweg Europas:-) by Nicole
Geduld, Hoffnung, Verzweifelung und Zuversicht gaben sich in den letzten Tagen die Klinke zur Tür unserer Gemüter. Immer mit Blick auf die wunderschöne Seenlandschaft rund um Ratzeburg, haben wir uns in Ruhe geübt. Gar nicht so einfach, wenn alle Fasern des Körpers und die Gedanken weitergehen möchten. Kleine Touren unternehmen wir zwischenzeitlich. Es ist für Aussenstehende wahrscheinlich nicht nachvollziehbar, warum wir in dieser schönen Gegend das Pausieren oftmals als Qual empfinden. Wir wollen halt gehen und nicht warten. Vor einer Woche war dann unsere Laune am Tiefpunkt. Wie machen wir weiter? Trennen wir uns für die nächsten Wochen, Nicole fährt heim um richtig zu kurieren und ich laufe alleine weiter? Brechen wir beide ab und steigen dann wieder im Juni richtig ein? Mit Tränen in den Augen und nach verzweifelten Anrufen bei unseren Familien, stellen wir fest: Nein, das ist unser gemeinsames Projekt. Wir trennen uns nicht und wir kommen irgendwie weiter. Aber die Ziele und Erwartungen an uns selbst, müssen wir wahrscheinlich überdenken. Ich für meinen Teil kann sagen, das fällt schwer: Ziele werden geplant und durchgezogen. So war es bisher immer. Allerdings habe ich festgestellt, dass es eine ganz andere Situation ist, als in meinem (Büro)Alltag. Hier habe ich meistens nicht meinen Körper gebraucht, als es um die Zielerreichung ging. Eher gesagt, habe ich gar nicht auf meinen Körper geachtet - auch ein Grund warum ich auf der Wanderung bin und nicht mehr am Schreibtisch sitze. Wir vermuten, dass Nicole in einer Woche wieder fit ist und um etwas Abwechslung zu bekommen, mieten wir für 7 Tage ein Wohnmobil. So kann ich laufen, Nicole ruht und wir treffen uns abends. Perfekt. Die Wanderroute geht nun nach Travemünde und von da ca. 40 km an der Lübecker Bucht entlang. Nicole geht nochmal zu einem Orthopäden nach Timmendorf, während ich die Steilküste kurz nach Travemünde passiere. Es tut gut wieder unterwegs zu sein, mit dem Ostseewind im Gesicht, ist auch der Regen egal. Nicole fehlt mir natürlich. Plötzlich höre ich meinen Namen - unglaublich ich treffe Katrin eine Mitstudentin aus Paderborn, die ich vor 10 Jahren das letzte Mal gesehen habe. Nach knapp 25 km erreiche ich Scharbeutz, wo Nicole schon mit Arzt-News auf mich wartet. Der Spezialist will mit ihr eine Woche eine Therapie machen und dann ist sie wieder fit. Das ist eine klare Ansage, nachdem wir bei drei Ärzten waren. Die Hoffnung kehrt zurück und so planen wir Route und Schlafpätze um, so dass Nicole vor Ort sein kann. Am nächsten Tag gehe ich mit Hanna an der Küste entlang nach Neustadt. Hier treffen wir uns bei Susanne und Bernd zu Käse und Rotwein. Beide Frauen habe ich 2014 bei einer Dolomiten-Wanderung kennengelernt. Wir verbringen einen schönen Abend, der erst um Mitternacht nach abwechslungsreichen Gesprächen und 3 Flaschen Rotwein endet. Wir sind dankbar solche einmaligen Menschen am Weg treffen zu dürfen. An Wandern ist am nächsten Tag allerdings nicht zu denken und ich begleite Nicole zur Therapie. In den letzten Tagen spürten wir Zuversicht und Vorfreude. Doch der Arztbesuch lässt uns auf den Boden der Tatsachen hart landen. Neben der Hüfte hat Nicole einen Ermüdungsbruch im Fuss. Dieser ist schon 4 bis 6 Wochen alt und muss nochmal 4 Wochen heilen. Draussen prasselt der Regen auf das Wohnmobil-Dach, beide sind sprachlos und verarbeiten diese Botschaft nur langsam. Wir schweigen für Minuten und kämpfen mit den Tränen. Ist dies nun das endgültige Ende des Projekts? Wir haben vor dieser Wanderung immer gesagt, dass wir auch was ganz anderes machen können in unserer Auszeit, falls wir die Wanderung abbrechen müssen. Wie wärs mit einer Reise nach Neuseeland, der Route66 oder einer Afrika-Safari? Wir überlegen aber keine Idee berührt unser Herz. Wir wollen weiter nach Norden und in der Natur sein. Das wird uns klar. Nach Stunden der Verzweiflung, kehrt wieder ein Schimmer Hoffnung zurück. Der Arzt sagte Radfahren wäre kein Problem oder vier Wochen pausieren. Immer noch geschockt, fangen wir trotz mieser Stimmung diese Optionen zu diskutieren...und wir diskutieren immer noch. Wegen ab und haben seit zwei Tagen keine Klarheit. Soweit sind bisher unsere Überlegungen: Entweder mit dem Rad ein paar Wochen und dann zu Fuss weiter. Oder ich gehe weiter bis zur Grenze und Nicole lässt sich in Basel nochmal checken. Dann treffen wir uns wieder und weiter geht's. Unsere Entscheidung wird spätestens am Mittwoch fallen - doch eins soll gesagt sein: für einen Plan B sind wir noch nicht bereit - sondern wir werden der Sache weiter eine Chance geben. Bald wisst Ihr und wir mehr :-) by Danni
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