Episode aus dem Buch...
Wir sind nun zwei Tage unterwegs und wandern motiviert in Richtung Staufen im Breisgau. In den ersten Morgenstunden bewundern wir wunderschöne Regenbogen bis der Wind einsetzt. Gerade heute laufen wir nicht nur durch Weinberge, sondern müssen längere Waldstrecken passieren. Als der Wind zu Sturm mutiert, donnern Windböen mit 100 km/h über uns durch die Baumwipfel. Die breiten Stämme der Schwarzwaldriesen biegen sich quietschend im gefährlich tosenden Sturm. Es ist so laut, dass wir uns nur schreiend verständigen können. Vor mir steigert Nicole das Tempo, und auch ich nehme die Wanderstöcke unter die Arme. Wir rennen nun durch den dichten Wald.
Dicke Äste fallen krachend auf den Weg. „Nur noch raus hier!“, schreit mir Nicole mit starren Blick entgegen. Ich haste hinter ihr her, in der Nähe von uns kracht ein Baumstamm laut heulend ins untere Geäst. Erschrocken kreischen wir auf und rennen weiter. In unserer Panik übersehen wir die Wegweiser und stehen irgendwann in einer Sackgasse. Jetzt haben wir uns auch noch verlaufen. Die aufkommende Panik treibt uns weiter. Wir beschließen, nicht die Navigationsapp zu befragen, sondern einfach zum letzten gesehenen Schild zurückzulaufen.
Dicke Äste fallen krachend auf den Weg. „Nur noch raus hier!“, schreit mir Nicole mit starren Blick entgegen. Ich haste hinter ihr her, in der Nähe von uns kracht ein Baumstamm laut heulend ins untere Geäst. Erschrocken kreischen wir auf und rennen weiter. In unserer Panik übersehen wir die Wegweiser und stehen irgendwann in einer Sackgasse. Jetzt haben wir uns auch noch verlaufen. Die aufkommende Panik treibt uns weiter. Wir beschließen, nicht die Navigationsapp zu befragen, sondern einfach zum letzten gesehenen Schild zurückzulaufen.
Nach wenigen Minuten sehen wir an einem Baum den Wegweiser aus kleiner Route mit gelben Weintrauben auf rotem Untergrund. Wir sind wieder auf Kurs. Die Erleichterung bleibt aus. Noch immer stehen wir im Wald, der Wind braust uns um die Ohren. Wir rennen weiter. Ich übersehe eine Wurzel und falle. Zum Glück war der Untergrund mit nassen Blättern sehr weich, und ich habe mir nicht wehgetan. Nicole hilft mir auf. Wir atmen tief durch und erinnern uns daran, was wir uns vorgenommen haben: Wir müssen in so einer Situation ruhig bleiben und auf keinen Fall überreagieren. In Panik passieren Fehler und Unfälle viel schneller. So atmen wir drei Mal tief ein und beruhigen den Hurrikan in unserem Kopf. Dann gehen wir schnell, aber kontrolliert, weiter.
Der Schweiß rennt mir über die Stirn, als wir nach 30 Minuten endlich auf einem freien Feld stehen. Hier draußen zerrt der Wind immer noch an uns, aber es ist längst nicht so beängstigend wie in der Tiefe des Waldes. Wir machen eine kurze Pause, sofort zieht die Kälte in unsere Gliedmaßen. Ich hauche warme Luft in die eiskalten Handflächen. Regen mischt sich zum Wind und peitscht in unsere roten Gesichter. Als ich vor wenigen Tagen noch trocken und behütet im Großraumbüro am Computer hockte, dachte ich genau an so eine Situation. Ich fragte mich, wie ich reagieren würde, wenn es tagelang regnet, Sturm aufkommt, ich friere und das Wasser mir in die Augen tropft. Wäre dies ein Moment, in dem ich das erste Mal genervt sein würde? Und so stelle ich laut die Frage: „Wärst Du gerade lieber zu Hause?“ Wir sind uns einig – nein, wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt am perfekten Ort.
Der Schweiß rennt mir über die Stirn, als wir nach 30 Minuten endlich auf einem freien Feld stehen. Hier draußen zerrt der Wind immer noch an uns, aber es ist längst nicht so beängstigend wie in der Tiefe des Waldes. Wir machen eine kurze Pause, sofort zieht die Kälte in unsere Gliedmaßen. Ich hauche warme Luft in die eiskalten Handflächen. Regen mischt sich zum Wind und peitscht in unsere roten Gesichter. Als ich vor wenigen Tagen noch trocken und behütet im Großraumbüro am Computer hockte, dachte ich genau an so eine Situation. Ich fragte mich, wie ich reagieren würde, wenn es tagelang regnet, Sturm aufkommt, ich friere und das Wasser mir in die Augen tropft. Wäre dies ein Moment, in dem ich das erste Mal genervt sein würde? Und so stelle ich laut die Frage: „Wärst Du gerade lieber zu Hause?“ Wir sind uns einig – nein, wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt am perfekten Ort.
Wir eilen zum nächsten Dorf, dessen Kirchturm wir in circa zwei Kilometer Entfernung sehen. Eine Sache muss noch erledigt werden. Wir suchen eine Poststelle auf, um die ersten Gegenstände aus unserem Rucksack zu meiner Schwester Julia zu senden. Sie ist sozusagen unsere Depotmeisterin und schickt uns bei Bedarf das Zelt, Schlafsäcke oder neue Schuhe. Vor der Wanderung haben wir zwei Koffer mit jeglichen Materialien bei ihr hinterlegt. Als Erstes landen die Grödel, eine Art einfaches Steigeisen für eisige Wege, im Postpaket. Nicole wollte sie gar nicht mitnehmen. Aber ich war fest davon überzeugt, dass wir die Dinger unbedingt benötigten.. Als wie am Postschalter weitere Utensilien in das Paket werfen, sagt Nicole: „Es war doch klar, dass wir das zurücksenden.“ „Bist Du sicher?“ versuche ich zu kontern. „Stelle Dir vor, wir müssen wochenlang über vereiste Wege durch wilde Schneestürme laufen. Diese Grödel würden uns in so einer prekären Lage retten.“ „Du hast zu viele Filme über Achttausender-Besteigungen und Nordpol-Expeditionen gesehen.“, meint Nicole. „Abgesehen davon, dass wir hier gerade keinen hochgradigen Alpinismus-Trip machen, wiegen diese kettenartigen Teile nahezu 450 Gramm. Also ab damit in die Post.“
Das Argument Gewicht zieht auch bei mir und so landen zwei Paar Grödel in der Kiste. Hoffentlich kommt nicht doch noch eine richtige Kälteperiode mit sibirischen Verhältnissen auf uns zu. Natürlich ist dies statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Aber in meiner Fantasie hatte ich uns hart kämpfend durch verschneite Eislandschaften stapfen sehen. Ziemlich übertrieben, ich weiss. Trotzdem verlasse ich extrem zweifelnd die Poststelle. Es ist immer noch kalt und windig. Ein Duft von Kaffee und frischen Gebäck zieht mir plötzlich in die Nase. Wir entdecken eine kleine Bäckerei wenige Meter von uns entfernt. Und sie hat sogar geöffnet. Also nichts wie rein in die warme Stube. Beim Anblick von frischen Hörnchen, süssen Kuchen und gerösteten Kaffeebohnen, sind meine Gedanken von zwei ultraharten Frauen, die sich durch tosende Schneestürme über vereiste Weiten kämpfen, wie weggeblasen. Mein Fokus liegt jetzt eher auf den warmen Schokoladen-Croissants und einem heissen Tee - das ultimative Marschessen für harte Alpinistinnen sozusagen. Zum Glück sind wir im Breisgau und nicht irgendwo im sibirischen Ural.
Das Argument Gewicht zieht auch bei mir und so landen zwei Paar Grödel in der Kiste. Hoffentlich kommt nicht doch noch eine richtige Kälteperiode mit sibirischen Verhältnissen auf uns zu. Natürlich ist dies statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Aber in meiner Fantasie hatte ich uns hart kämpfend durch verschneite Eislandschaften stapfen sehen. Ziemlich übertrieben, ich weiss. Trotzdem verlasse ich extrem zweifelnd die Poststelle. Es ist immer noch kalt und windig. Ein Duft von Kaffee und frischen Gebäck zieht mir plötzlich in die Nase. Wir entdecken eine kleine Bäckerei wenige Meter von uns entfernt. Und sie hat sogar geöffnet. Also nichts wie rein in die warme Stube. Beim Anblick von frischen Hörnchen, süssen Kuchen und gerösteten Kaffeebohnen, sind meine Gedanken von zwei ultraharten Frauen, die sich durch tosende Schneestürme über vereiste Weiten kämpfen, wie weggeblasen. Mein Fokus liegt jetzt eher auf den warmen Schokoladen-Croissants und einem heissen Tee - das ultimative Marschessen für harte Alpinistinnen sozusagen. Zum Glück sind wir im Breisgau und nicht irgendwo im sibirischen Ural.
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