WALKING NORTH GIRLS
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Eisberg in Sicht!!

20/3/2016

4 Kommentare

 
Natürlich geht noch was. Wir beziehen unser Zimmer in der Herberge. Unsere heutige Unterkunft ist die Wohnung der verstorbenen Mutter des Vermieters. Drei Räume wurden zu Schlafzimmern umfunktioniert. Küche und Bad wird von den Zimmermietern geteilt. Nicole braucht eine heisse Dusche, so dass die Füsse danach mit allen Regenerierungssalben eingecremt werden können, die wir in unserem Rucksack mitschleppen. Das Bad in Omas alter Wohnung hat die besten Zeiten hinter sich. Der Putzlappen wurde hier bestimmt schon vier Wochen nicht mehr benutzt.

Ich bin eigentlich von uns die Empfindliche im Bezug auf Sauberkeit, ganz konkret im Badezimmer. Man kann sagen, das ist ein Tick von mir. Ich liebe moderne Bäder - weiss, sauber, glänzend. Das ist das Erste, was ich checke, nach dem Betreten eines Hotelzimmers. Diese nun eher störende Marotte, führe ich auf meine Stundentenzeit zurück. Unsere WG war super, einziger Nachteil: Das Bad war eine dunkle Kammer mit tiefen Decken und komplett mit steinalten, Bakterien getränktem Teppichboden verlegt. Ich habe hier trotzdem über fünf Jahre gelebt und auch die sanitären Anlagen auf manchen Touren in den Alpen, Anden und im Oman überstanden. Das Bad hier ist allerdings wirklich bemerkenswert verschmutzt. Selbst die unerschrockene Nicole sieht hier eine Grenze erreicht. Aber es nützt ja alles nichts - rein in die Latschen und auf ins nasse "Vergnügen".

​Am nächsten Tag pausieren wir und sitzen in einem gemütlichen Café. Hier schlagen wir uns den Bauch mit Gepäck, Kuchen und Suppe voll. Wenn wir nicht gerade laufen, haben wir neuerdings immer Hunger.
Am nächsten Morgen geht`s von Alsfeld nach Diekhausen. Nicoles Füsse sind wieder fit und erklimmen den Adenstädter Berg. Trotz Wind und Kälte schwitzen wir, als wir auf der Erhebung ankommen. "Geniess es noch", sage ich zu Nicole. Ab morgen geht es fast nur noch geradeaus - wir sind im Norden angekommen. Wir wandern weiter mit viel Abstand zueinander. Das machen wir öfters. Jeder braucht mal Zeit für sich.
Gehen wir so durch die Wiesen und Wälder, können die Gedanken schweifen. Ich habe festgestellt, dass ich mich bisher selten mit einem Thema lange beschäftigen kann. Die Gedanken wirbeln umher, springen von Erinnerung zu Erinnerung. Es ist als ob das Gehirn die Puzzleteile meines Lebens wild aufzeigt, um sie danach neu geordnet zusammenzufügen. Im Büroalltag gab es für so eine "Neuformatierung" wahrscheinlich keinen Freiraum...Dann weht mir der Wind den Staub der Felder in die Augen und das Gedankenwirrwarr aus meinem Kopf. Von weitem sehe ich Nicole das Ortschild passieren - ein weiterer Wandertag neigt sich dem Ende.
Sonnenaufgang über Hildesheim - der erste frühlingshafter Tag. Das erste Mal Sonnencreme im Gesicht. Sobald wir die Stadt hinter uns gelassen haben, geht's an einem Bach entlang. Mein Blick schweift rechts in den Wald. Ich schreie auf: "Was ist das!?" Wir bleiben beobachtend und dann fassungslos stehen. Keine 20 Meter von uns entfernt, rennen mit Höchgeschwindigkeit 10-15 Wildschweine durch das Geäst. Wir hören die Hufe aufschlagen und wundern uns, wie laut dies ist. In Windeseile verschwinden die Tiere aus unserem Blickfeld. Beeindruckt wandern wir weiter und diskutieren angeregt, was die Schweine hier in der Nähe der Stadt machen und vorallem, was WIR machen, wenn sie mal direkt auf uns zu laufen. Immer mit leicht angstvollem Blick in den Wald, entwickeln wir Verteidigungstrategien. Wie gerufen, steht am nächsten Eck der Stadtförster. Er beruhigt unsere Nerven: "Macht Euch keine Sorgen - normalerweise lassen sie Euch in Ruhe." Wir erfahren, dass es in der Region wieder sehr viele Tier gibt. Der Jäger kümmert sich gerade um die Überpopulation von Bisamraten. Er zeigt uns seinen heutigen "Fang". Ich will es eigentlich gar nicht sehen, mir tun die Tiere leid.
Beruhigt aber angeregt über Jagd und Wildschutz diskutierend, ziehen wir weiter. Wenig später trauen wir unseren Augen nicht. Ein Eisberg?? Die Phantasie besiegt den Verstand und wir fühlen uns sekundenlang nach Grönland versetzt. Nicole neben mir bekommt sogar kurzzeitig Heimweh in die Schweiz. Eine Dame klärt uns auf, dass wir vor einem Salzberg stehen. Fasziniert gehen wir weiter, aber unsere heutige Pause fällt länger aus. Die Sonne wärmt, wir spüren den Frühling und geniessen den Blick auf den glänzenden Eis- (oh sorry Salz-)berg. Dieser Moment ist einzigartig und wir halten ihn im Herzen fest - das Wetter wird sicherlich wieder schlechter.
Schon mit Blick auf die Karte wird am nächsten Tag klar, dass die Etappe nach Hannover uns an Flüssen und Seen entlang führt. Zwischen zwei grossen Städten kaum zu erwarten, durchwandern wir die Landschaft der Koldinger Seen. Früher haben hier die Bagger gewütet, heute ist dies eine wilde Heide- und Seenlandschaft, sowie das Zuhause vieler Tiere und Vögelarten. Nach vier Stunden erreichen wir den Maschsee und sehen das Neue Rathaus von Hannover. Auch die Sonne lässt sich in der letzten Stunde blicken. Heute schmerzen meine Füsse auf den letzten Metern und ich quäle mich bis endlich die Stadt erreicht ist. Hier angekommen, suchen wir ein Sportgeschäft. Die Gummistöpsel meiner Wanderstöcke sind nach sechs Wochen durch. Ich brauche dringend Ersatz.
Am Abend gönnen wir uns ein lecker Abendessen - da sind meine Schmerzen fast verflogen. Freude und Dankbarkeit über aufregende und schöne Wandererlebnisse rücken in den Mittelpunkt.
by Danni
4 Kommentare
Andre
25/3/2016 17:59:40

Hoffentlich habt ihr das Gepäck im Café vertragen. 😄 Geil das die Wortvervollständigung schon so auf "reisen" getrimmt ist. Hoffentlich sind die Füße auch bald wieder fit. Frohe Ostern euch Beiden.

Antwort
Ruth link
29/3/2016 14:34:08

Hey ihr zwei! Wollte doch mal schauen, wie es euch so geht... Schön die Schilderung der Neuformatierung im Kopf -mehr davon, bin gespannt, wohin das führt;-) Oder geführt haben wird? Oder führen werden wird? Denn etwas seltsam isses schon, einen Blogbeitrag aus der Zukunft (2017) zu lesen ;-)
Habt, hattet und werdet noch viel Spaß haben! Liebe Grüße von eurer Zeltnachbarin aus dem Hunsrück!

Antwort
Ruth link
29/3/2016 14:37:03

PS: Was ist das für eine Frauenskulptur? Ein paar Infos (Alttext?) zu den Fotos wären toll! LG!

Antwort
Danni
30/3/2016 10:31:07

Liebe Ruth,

Wie schön von Dir zu hören. Alt-Texte werden nun immer eingefügt und das Datumproblem ist vorerst behoben. Die Blog App vergibt die Daten der Zukunft automatisch. Danke für die Tipps :-))

Die Figur heisst Himmelgucker und steht auf der Wermershöhe.

Bis ganz bald
Danni und Nicole

Antwort



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